
Die Schweiz und Foie gras
Erfahren Sie mehr über den Konsum von Stopfleber in der Schweiz, die Gesetzgebung, die Einfuhr und den Schweizer Detailhandel

Konsum in der Schweiz
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Die Schweizer Gesetzgebung
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Einfuhr von Stopfleber
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Stopfleber im Schweizer Detailhandel
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Konsum in der Schweiz
Laut der von VIER PFOTEN und Stop Gavage Suisse 2018/19 in Auftrag gegebenen Umfrage wird Stopfleber nur von 30 % der Bevölkerung in der Schweiz konsumiert1. Es gibt jedoch regionale Unterschiede. Nur 15 % der Befragten in der Deutschschweiz konsumieren Stopfleber, während es in der Romandie 71 % und im Tessin 49 % sind1.

Allerdings wurde Foie gras in der Schweiz erst nach der Industrialisierung der Branche in den 1990er Jahren mit den Festtagen in Verbindung gebracht. Es handelt sich dabei nicht um eine Schweizer Tradition.
Die Schweizer Gesetzgebung
Aktuelle Gesetzgebung
Das Stopfen ist in der Schweiz seit 2008 explizit verboten (Art. 4 Abs. 4 TSchG i.V.m. Art. 20 lit. e TSchV). Es wurde anerkannt, dass es sich dabei um eine Praxis handelt, die tierquälerisch ist und die Würde des Tieres missachtet. Aufgrund des Verbotes der Tierquälerei war das Stopfen jedoch bereits unter dem Tierschutzgesetz von 1978 verboten.
Im Gegensatz dazu ist der Import von Stopfleber bis heute erlaubt.
Aktuelle politische Entwicklungen und Stopfleberinitiative
Im April 2023 hat sich der Bundesrat für eine Deklarationspflicht für Stopfleber ausgesprochen2 und schickte 2024 verschiedene Verordnungen im Lebensmittelbereich, die unter anderem eine solche Deklarationspflicht vorsehen, in die Vernehmlassung. VIER PFOTEN hat in Zusammenarbeit mit Tier im Recht (TIR), dem Schweizer Tierschutz STS und dem Zürcher Tierschutz eine Stellungnahme vorbereitet und beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen eingereicht. Unsere Forderung: Ein Importverbot statt einer Deklarationspflicht, denn eine Deklarationspflicht stellt aus Sicht des Tierschutzes eine ungenügende Lösung dar.
Gleichzeitig kam im Februar 2024 die Volksinitiative «Ja zum Importverbot für Stopfleber (Stopfleber-Initiative)» zu Stande, die ein Importverbot von Stopfleber vorsieht. Die Stimmbevölkerung wird demnächst darüber befinden können.
Bisherige politische Entwicklungen
Im März 2020 reichte Nationalrat Martin Haab (SVP/ZH) eine Motion ein, die ein Importverbot für Stopfleber forderte3. Die Motion wurde zunächst vom Nationalrat angenommen, der Ständerat beantragte jedoch, die Motion dahingehend abzuändern, dass anstelle eines Importverbots eine Deklarationspflicht gefordert wird.
Diese neue Variante wurde dann 2023 von beiden Räten angenommen. Aus Sicht des Tierschutzes ist es bedauerlich, dass die ursprüngliche Variante des Vorstosses sich nicht durchsetzen konnte.
Einfuhr von Stopfleber
Die Schweiz zählt weltweit zu den wichtigsten Importländern. 2023 wurden 194 Tonnen Foie gras importiert4. Dies entspricht mehr als 300'000 Tieren, die allein für den Konsum in der Schweiz gestopft und getötet wurden.
Der Grossteil der in die Schweiz importierten Stopfleber stammt aus Frankreich. Der Rest kommt in der Regel aus Belgien, Ungarn oder Bulgarien4. Früher kam ein grosser Teil der Importe auch aus Israel, aber die Herstellung von Stopfleber ist in Israel mittlerweile verboten. Eine geringe Menge der in die Schweiz importierten Stopfleber stammt aus anderen Erzeugerländern (Spanien, Rumänien, USA, China) oder wird in einem Drittland verpackt4.

In den 1990er-Jahren stieg die Menge der importierten Stopfleber explosionsartig an. Der Wert der importierten Stopfleber stieg ebenfalls, aber nicht in gleichem Masse4.

Von einem «Luxusprodukt», das ursprünglich in geringen Mengen aus Gänseleber hergestellt wurde, wurde Stopfleber zu einem Industrieprodukt, das heute aus Entenleber erzeugt wird. Zu den Leiden, die durch die Stopfmast verursacht werden, kommen also noch die Leiden hinzu, die durch grausame industrielle Praktiken wie Verstümmelung und Käfighaltung verursacht werden.
Wenn man sich diese Statistiken ansieht, wird deutlich, dass Stopfleber nicht Teil der Schweizer Tradition ist. Der Massenkonsum begann erst in den 1990er-Jahren, wo die Marketingbemühungen der Stopfleber-Lobby sich darauf konzentrierten, mittels Fehlinformationen davon zu überzeugen, dass es sich sehr wohl um eine Schweizer Tradition handelt.
Um 2010 begannen mehrere NGOs, die Grausamkeiten der Stopfleberproduktion aufzudecken: Das Bewusstsein der Bevölkerung führte zu einer Stagnierung und dann zu einem Rückgang der Importe in die Schweiz. Parallel dazu haben auch die aufeinanderfolgenden Vogelgrippekrisen die Produktion während einiger Jahre verlangsamt.
Stopfleber im Schweizer Detailhandel
Derzeit wird die französische Foie-gras-Produktion weitgehend von vier grossen Industriekonzernen dominiert, die regelmässig in die Kritik geraten, wenn es um den Tierschutz geht (Tierquälerei-Skandale, Gesundheitsrisiken, Irreführung von Konsumenten).

Die meisten auf dem Schweizer Markt erhältlichen Marken sind mit diesen Giganten der Stopfleberindustrie verbunden, was aus ethischer Sicht bedenklich ist.
Um das Bewusstsein zu schärfen und den Schweizer Konsumenten transparente Informationen zur Verfügung zu stellen, hat VIER PFOTEN die Verkaufsstellen in der Schweiz ermittelt, in denen Stopfleber angeboten wird. Die Studie hat ergeben, dass Migros und Denner (Migros-Gruppe) die Hauptverkaufsstellen für Foie gras im Schweizer Detailhandel sind.

Die Migros-Gruppe trägt also einen grossen Anteil an der Verantwortung für die Verfügbarkeit dieses grausamen Produkts in der Schweiz, was in Widerspruch zu den Aussagen steht, die man auf der Migros-Webseite lesen kann: «Das Wohlergehen der Tiere, aus denen unsere Fleisch-, Fisch-, Milch- und Eierprodukte hergestellt werden, liegt uns sehr am Herzen. Wir bemühen uns daher, bei allen Tierarten die höchsten Tierschutzstandards zu erreichen». Die Stopfmast von Gänsen und Enten ist in der Tat unter keinen Umständen mit dem Tierschutz vereinbar.
Mehr dazu können Sie in unserem Bericht «Der Schweizer Detailhandel und der Verkauf von Stopfleber 2024: Auswirkungen auf das Tierwohl» erfahren.
Quellenverweis
2. Medienmitteilung des Bundesrates vom 05.04.2023. https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-94139.html
3. Motion 20.3021, Martin Haab, «Importverbot für tierquälerisch erzeugte Stopfleber». https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203021
4. Swiss-Impex. Homepage. [besucht am 16.01.2025]. https://www.gate.ezv.admin.ch/swissimpex/