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Hühner in einem Mastbetrieb

MASTHÜHNER

Welches Leid steckt hinter Hühnerfleisch?

26.2.2025

In nur 28 bis 42 Tagen erreicht ein schnellwachsendes Masthuhn in konventioneller Haltung sein Schlachtgewicht. Das schnelle Wachstum und industrialisierte intensive Haltung führt zu Leiden, Erkrankungen und Schäden bei den Tieren.

Das helle Geflügelfleisch gilt als fettarm und ist sehr beliebt. Die Erzeugung von Hühnchenfleisch stieg seit Jahren.

Masthühner in schlechter Haltung und schlechtem Zustand

Masthühner in schlechter Haltung und in schlechter gesundheitlicher Verfassung

Masse, Masse, Masse: viel Fleisch für geringe Kosten

Oberstes Ziel der intensiven Produktion von Masthähnchen: Die Erzeugung von möglichst viel Fleisch mit möglichst geringen Kosten. Um dieses Ziel zu erreichen, werden möglichst viele Tiere auf wenig Fläche gehalten. Sie sollen schnellstmöglich zur Schlachtreife heranwachsen. Nicht nur die Hühner, die der Fleischgewinnung dienen, leiden für die Mast. Auch in der Zucht von Masthühnern und bei den Elterntieren von Masthühnern werden Methoden eingesetzt, die tierschutzrelevant sind.

Aufgrund ihrer schnellen Gewichtszunahme haben hochgezüchtete Mastrassen bei freier Futteraufnahme grosse Probleme die Geschlechtsreife in gesundem Zustand zu erreichen, ohne vorher am eigenen Übergewicht zu versterben.

Die in der Praxis angewandte «Lösung» des Problems geht auf Kosten der Tiere: Zucht- und Elterntiere werden restriktiv gefüttert – d. h. sie leiden beständig unter Hungergefühl. So wird die Gewichtszunahme begrenzt, um die Tiere überhaupt bis zur Fortpflanzung am Leben zu erhalten. Ihr genetisches Merkmal der rasanten Gewichtszunahme geben die Elterntiere an ihre Nachkommen natürlich dennoch weiter.

Das Leid der Masthühner in Zahlen

Von 100 auf 30 Tage

100 Tage brauchte ein Huhn in den 1950er Jahren noch, um sein Schlachtgewicht von 1,8 Kilogramm auf die Waage zu bringen. Heute erreicht ein Masthuhn der «Spitzenklasse» dieses Gewicht in nur noch 30 Tagen – also einem Drittel der Zeit. Der Grund: Seit den 1960er Jahren werden Masthühner gezielt auf das Leistungsmerkmal «schnelle Gewichtszunahme» gezüchtet. Dass dies schädliche Auswirkungen für die Tiere hat, ist seit langem bekannt. Durch die miserablen Haltungsbedingungen werden diese Zuchtprobleme noch verschlimmert.

Deutschland: 24 x Huhn = 1 m2

In Deutschland gibt es verbindliche Regelungen für die Masthuhnhaltung. Doch diese sind bei weitem nicht ausreichend. Masthühner dürfen auf engstem Raum zusammen gedrängt gehalten werden: Bis zu 24 Tiere pro Quadratmeter bei Besatzdichten von bis zu 35 Kilogramm pro Quadratmeter (Kurzmast), beziehungsweise bis zu 39 Kilogramm pro Quadratmeter (Langmast) sind erlaubt. 

EU: 28 x Huhn = 1 m2

Die EU-Mindeststandards sind von einer annähernd tierfreundlichen Regelung sogar noch weiter entfernt. Die seit Mai 2007 vom EU-Ministerrat für Landwirtschaft und Fischerei beschlossene Richtlinie erlaubt eine Besatzdichte von 42 Kilogramm pro Quadratmeter. Bei der vielfach praktizierten Kurzmast für die Produktion von Grillhähnchen dürfen somit bis zu 28 Tiere auf einem Quadratmeter gehalten werden. Schritte zur Vermeidung der gravierendsten Tierschutzprobleme aufgrund der einseitigen Turbo-Zucht klammert die EU-Richtlinie völlig aus. Völlig unklar bleibt ausserdem, wie die Einhaltung der EU-Regelungen kontrolliert werden soll.

Die Folgen der Mastzucht und -haltung

Herz-Kreislauferkrankungen

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Herz-Kreislauferkrankungen


Das schnelle Wachstum begünstigt Herz-Kreislaufprobleme und die Entstehung von Bauchwassersucht. Die Hühner können daran sterben. 

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Mobilitäts-Einschränkungen

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Mobilitäts-Einschränkungen


Schnelles Wachstum mit rasanter Gewichtszunahme und die in die Breite gezüchtete Brust führen zu Verformungen des Kükenskeletts, verändern das Gleichgewicht & das Gangbild. Beinschwäche und Schmerzen beim Laufen sind mögliche Folgen. Auch die Fussballen verändern sich oft krankhaft.

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Hauterkrankungen & Brustmuskelentzündungen

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Hauterkrankungen & Brustmuskelentzündungen


Das lange Sitzen kann Reizungen und schmerzhafte Entzündungen der Brusthaut verursachen. Manchmal bilden sich dort auch Blasen. Auch der Brustmuskel kann sich entzünden. Das verursacht starke Schmerzen bei jeder Flügelbewegung.
 

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Haltung: Rechtliche Grundlagen vs. natürliche Bedürfnisse

Seit Juni 2009 gelten für Deutschland verbindliche Regelungen für die Haltung von Masthühnern. Die Vorgaben für die Besatzdichte sind strenger als in der EU – jedoch gibt es keine Regelungen zu Stallstrukturierung, verpflichtendem Aussenklimabereich oder Rassewahl.

Natürliche Verhaltensweisen und Grundbedürfnisse, wie Sandbaden, Flattern und Ruhen auf erhöhten Plätzen, können Masthühner in den dunklen und strukturlosen Ställen nicht ausleben. Teilweise können die Tiere nicht mehr Laufen aufgrund von zu starker Schmerzen. Einige verdursten, da sie es nicht schaffen, den Weg zu den Tränken zurückzulegen - geschweige denn sich durch das Getummel durchzukämpfen.

VIER PFOTEN hatte zum Entwurf der gesetzlichen Regelung in Deutschland eine wissenschaftlich fundierte Stellungnahme abgegeben. Unsere Kritikpunkte blieben jedoch weitgehend unberücksichtigt.

Und auch auf EU-Ebene werden die Forderungen für mehr Tierwohl igoniert: Zusammen mit anderen Tierschutzorganisationen hatte VIER PFOTEN auch hier bereits während der Beratungen die wichtigsten Mängel im Entwurf der Richtlinie kritisiert und Lösungsmöglichkeiten benannt. Sie blieben unbeachtet. So werden schwere Tierschutzprobleme durch EU-Standards für Masthühner gesetzlich legitimiert.

VIER PFOTEN fordert

  • Den Einsatz von Zweinutzungshühnern, einer Rasse, die nicht einseitig auf rasante Gewichtszunahme gezüchtet ist und deshalb deutlich langsamer wächst.
  • Maximale Besatzdichte mindestens gemäss Bio-Richtlinien
  • Erhöhte Sitzgelegenheiten zum artgemässen Ruhen sowie Struktur- und Beschäftigungselemente im Stall.
  • An den Stall angrenzender Aussenklimabereich (Wintergarten).
  • Grünauslauf.

Was Sie für Masthühner 
tun können:

Da der Ei- und Geflügelfleischkonsum weltweit steigt, ist es in der derzeitigen Situation wichtiger denn je, die Haltungsbedingungen der Tiere zu verbessern. Durch Reduzierung des Konsums tierischer Produkte, oder sogar den gänzlichen Verzicht, trägt man als Konsument aktiv dazu bei, ein Umdenken in der Industrie zu erwirken. 

Wenn Sie Hühnerfleisch verzehren möchten, dann sollten Sie folgende Punkte beachten: 

  • Kaufen Sie am besten nur Hühnerfleisch aus tierschutzgerechterer Haltung, zum Beispiel mit BIO- oder einem Tierschutz-Label.
  • Achten Sie auch bei verarbeiteten Lebensmitteln darauf, ob Hühnerfleisch enthalten ist und informieren Sie sich, aus welcher Haltung dieses stammt.
  • Fragen Sie im Restaurant nach den Haltungsbedingungen der Masthühner, wenn Sie ein Gericht mit Hühnerfleisch bestellen.

Weitere Infos finden Sie unter Tierschutz und Ernährung.

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