Zusammenleben katze & Mensch
Ein Ratgeber von VIER PFOTEN für Katzenhalter
Ursprünglich war die Katze nicht auf das Zusammenleben mit dem Menschen ausgerichtet. Im Gegenteil: Als selbständiger und freiheitsliebender Einzeljäger, der nicht im sozialen Verband lebt, müsste sie diese enge Bindung nicht eingehen, um zu überleben.
Die Katze hat grundsätzlich eine Vorliebe für Menschen mit zurückhaltender Körpersprache. Das ist auch der Grund dafür, warum Katzen lieber auf Menschen zugehen, die gar keine wirklichen Katzenfreunde sind. Diese Menschen sind zurückhaltender und geben der Katze die notwendige Sicherheit, näher zu kommen, weil sie sich nicht von ihnen bedroht fühlt.
Fehler vermeiden!
Um die Beziehung zur Katze nicht unbeabsichtigt negativ zu beeinflussen, sollte man im Umgang mit ihr folgende Fehler unbedingt vermeiden:
- Anstarren: Unter Artgenossen ist das starre Blicken in die Augen des anderen ein Zeichen für Drohung (mehr dazu bei «Körpersprache»). Deshalb sollte man dies unbedingt vermeiden, um der Katze nicht Bedrohung zu vermitteln, wenn man ihr eigentlich freundlich gestimmt ist. Besser ist es, immer wieder die Augen zu schliessen, weil das beruhigend wirkt.
- Laute, schrille Geräusche: Die Hörkapazität der Katze liegt weit über der von uns Menschen, besonders im Bereich der hohen Töne. Sie ist viel lärmempfindlicher, worauf der Mensch im Zusammenleben Rücksicht nehmen sollte.
- Hektische Bewegungen: Die Katze bewegt sich im Allgemeinen sehr leise und vorsichtig. Auf schnelle Bewegungen reagiert sie mit Nervosität oder Angst.
- Festhalten: Auch wenn die Katze zu «ihrem» Menschen Vertrauen hat und eine intensive Bindung besteht, bewirkt ein Festhalten gegen ihren Willen eine sehr starke Stresssituation. In der Natur kommt das nur vor, wenn die Katze Beute eines Feindes wird.
- Herausnehmen aus einer Rückzugsstätte: Zieht sich die Katze in eine Ecke, eine Höhle oder unter ein Möbelstück zurück, sollte man sie dort in Ruhe lassen. Ein gut gemeintes Herausnehmen der Katze, um sie (z.B. bei Gewitter) durch Körperkontakt zu beruhigen oder zu beschützen, bedeutet für sie nur zusätzlichen Stress und man bewirkt das Gegenteil.
Unabhängigkeit trotz Bindung
Die Katze ist ein Tier mit grosser Anpassungsfähigkeit, das unter sehr unterschiedlichen Umweltbedingungen leben kann, so auch im Zusammenleben mit dem Menschen. Ihre Unabhängigkeit hat sie sich trotz Domestikation sowie Pflege und Fütterung durch den Menschen beibehalten. Auch die Fertigkeit zu jagen, also sich selbst mit Futter zu versorgen, hat sie keinesfalls verloren.
Was der Mensch sich bei der Domestikation der Katze zunutze gemacht hat, ist die starke Abhängigkeit des Kätzchens von seiner Mutter. Durch Zucht wurde diese jugendliche Unselbstständigkeit bewusst verlängert, und so wurde die Grundlage der Beziehung zwischen Katze und Mensch gebildet. Wichtig ist, dass der Mensch sich der Verantwortung, die er für ein Lebewesen übernommen hat, bewusst ist. Der Katze muss im Zusammenleben mit dem Menschen die entsprechende Umgebung geboten werden, damit sie ihr Verhalten ausleben kann.
Bezug vom ersten Tag an
Die Intensität der Beziehung zwischen Mensch und Katze hängt von sehr vielen Faktoren ab. Ausschlaggebend dafür ist auch die Persönlichkeit der Katze, die zum einen Teil angeboren, zum anderen durch die Umwelt geprägt ist. In den meisten Fällen ist es aber das Alter, in dem die Katze mit Menschen in Kontakt kommt, das schliesslich die Stärke der Bindung bestimmt. Katzen, die ausschliesslich mit Artgenossen aufgewachsen sind, werden auch später üblicherweise keine sehr enge Beziehung zum Menschen aufbauen. Sie akzeptieren ihn vielleicht als Futtergeber, jedoch werden sie Körperkontakt eher vermeiden und darauf achten, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Katzen, die zwischen der dritten und siebten Lebenswoche Kontakt zum Menschen aufbauen können, werden später normalerweise eine enge Beziehung zu ihm haben und ihn ein Leben lang als eine Art «Mutterersatz» sehen.
Intensive Beziehung durch Berührungen
Die kindliche Bindung an den Menschen bringt die Katze sogar dazu, Streicheleinheiten, die für ein erwachsenes Tier eigentlich ungewohnt sind, zu akzeptieren und zu geniessen.
Der Austausch von Berührungen kann die Intensität der Beziehung sehr positiv beeinflussen. Allerdings muss man immer darauf achten, die Katze nicht zum Körperkontakt zu zwingen oder sie festzuhalten. Am besten ist es, wenn die Katze von selbst auf den Menschen zukommen kann, um die Streicheleinheiten von sich aus einzufordern. Je entspannter der Kontakt von Anfang an ist, umso lieber wird die Katze in Zukunft die Nähe des Menschen suchen.
Kummer durch Vernachlässigung
Katzen sind sehr sensibel in Bezug auf Veränderungen in ihrer Umwelt. Das betrifft nicht nur grosse Umstellungen, wie etwa ein Umzug oder eine Veränderung der Einrichtung, sondern bei einer engen Bindung auch die Beziehung zum Menschen.
Katzen, die sich sehr eng an den Menschen anschliessen, fühlen sich so stark mit ihm verbunden, dass sie seine emotionalen Stimmungen aufnehmen und unter Spannungen der ihr vertrauten Menschen sehr leiden. Eine Vernachlässigung ihrer Bedürfnisse spüren sie sofort schmerzhaft. Dass die Erklärung dafür manchmal ganz einfach vorübergehender Zeitmangel ist, kann ihr nicht verständlich gemacht werden.
Auch eine Veränderung in der Familie (z. B. der Verlust eines Familienmitglieds, die Geburt eines Babys, die Anschaffung eines weiteren Heimtieres) können bei der Katze grossen Stress auslösen, der zu Verhaltensproblemen führen kann. Das sollte man in der Haltung, vor allem aber schon vor einer Anschaffung beachten.
Tipp: Wenn es Probleme in der Haltung (z.B. plötzliche Unsauberkeit) geben sollte, so darf man nicht gleich den Mut verlieren. Wichtig ist es, die Ursache für die Verhaltensprobleme herauszufinden, denn nur dann kann man diese auch lösen.
Spiel und Beschäftigung als Bindeglied
Junge Katzen spielen nicht nur um ihr Jagdverhalten zu trainieren, sondern vor allem auch, um soziale Bindungen aufzubauen. Anders als Hunde spielen erwachsene Katzen in freier Wildbahn nicht mehr. Das hängt sehr stark damit zusammen, dass die Katze ein Mehr Menschlichkeit für Tiere Einzelgänger ist und nicht wie der «soziale» Hund in einer Gruppe lebt.
Katzen, die vom Menschen versorgt werden, legen ihr kindliches Wesen jedoch nie völlig ab. Und dazu gehört auch ihr lebenslanges Interesse am Spiel. Gerade für die Katze, die nur in einer Wohnung lebt, ist das Spiel wichtig, um ihre sexuellen, jagdtypischen und aggressiven Verhaltensweisen auszuleben. Das gemeinsame Spiel ist ausserdem eine ideale Möglichkeit, um die Beziehung zur Katze zu vertiefen.
Es gibt viele Möglichkeiten, eine Katze zu beschäftigen. Man kann für sie z.B. eine kleine Menge Trockenfutter oder Leckerchen in der Wohnung, in Kartons, Klopapierrollen, in einem Fummelbrett (im Zoofachhandel oder selbst gebastelt nach Bauanleitung aus dem Internet) oder in einen Leckerchenball verstecken.
Viele Katzen sind begeistert von Spielzeug mit dem Geruch von Baldrian oder Katzenminze. Katzen lieben es, Gegenstände zu fangen, die sich von ihnen an einer Schnur zuckend wegbewegen und «sich verstecken». Eine interessante Möglichkeit, Katzen geistig auszulasten ist auch das «Clickertraining». Die Katze kann durch positive Bestätigung Tricks oder bestimmt Abläufe lernen. Der sogenannte Klicker wird im Training als Verstärkung genutzt.
Neue Gerüche und Gegenstände sind ebenfalls spannend – nehmen Sie deshalb manchmal von einem Spaziergang Holz, Steine oder ungefährliche Gräser mit. Auch leere Einkaufstaschen aus Papier (NICHT aus Plastik!), unbedingt die Henkel durchschneiden, damit die Katze nicht hängen bleibt, werden gerne erkundet und als raschelnde Höhlen benutzt. Wenn Sie bedenken, dass eine freilebende Katze drei bis zehn Stunden pro Tag mit der Jagd zubringt, wird auch klar, dass mehrere Stunden pro Tag aktiv mit ihr verbracht werden sollten, damit sie ausgelastet ist.
Ursprünglich war die Katze nicht auf das Zusammenleben mit dem Menschen ausgerichtet. Im Gegenteil: Als selbständiger und freiheitsliebender Einzeljäger, der nicht im sozialen Verband lebt, müsste sie diese enge Bindung nicht eingehen, um zu überleben.