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Albanien Bären

Albanien: Der kommerzielle Wildtierhandel ist weiterhin ausser Kontrolle 

VIER PFOTEN enthüllt Dutzende Fälle von misshandelten und ausgebeuteten Grosskatzen und Bären

2.2.2024

Zürich, 2. Februar 2024 – Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat 2023 und im Frühjahr 2024 alarmierende Beweise von Tierschutzverstössen in Albanien festgestellt. Mehr als 27 dokumentierte Fälle belegen die Ausbeutung von Grosskatzen, vor allem Löwenjungen, und anderen Wildtieren für den Handel als Haustiere oder als Selfie-Attraktionen für lokale Geschäfte, wie Fitnesscenter. 

Die private Haltung und der kommerzielle Handel von Wildtieren besteht weiterhin in Albanien und wird kaum reguliert. Wildtiere werden auf Internetplattformen und sozialen Medien angeboten und in Musikvideos sowie zur Unterhaltung in Restaurants und Hotels ausgebeutet. Diese unkontrollierte Situation gibt Anlass zur Sorge, dass Privatpersonen in Albanien Grosskatzen in grossem Stil züchten und handeln – und das ohne Lizenz. VIER PFOTEN fordert die zuständigen Behörden dazu auf, aktiv einzuschreiten und spricht sich für gesetzgebende Verbesserungen aus, einschliesslich des endgültigen Verbots der privaten Haltung von Grosskatzen und Bären. Auch im Arosa Bärenland leben zwei ehemalige Restaurantbären aus Albanien.

Ein aktueller Fall betrifft zwei wilde Bärenjungen, die illegal bei einem Hotel und Restaurant im Nationalpark Tomorr gehalten wurden. VIER PFOTEN wurde Anfang September 2023 darauf aufmerksam gemacht und forderte seitdem die lokalen Behörden auf, die Bärenjungen zu beschlagnahmen, da die Haltung gegen albanisches Recht verstösst. Die jungen Bären verschwanden jedoch, bevor sie gerettet werden konnten. Braunbären sind in Albanien eine heimische und geschützte Spezies. Sie aus der Wildnis zu entreissen und in Gefangenschaft zu halten ist illegal. VIER PFOTEN bot an, die Rettung der Bären zu unterstützen und diese in eines ihrer artgemässen Bärenschutzzentren zu bringen. Das albanische Ministerium für Tourismus und Umwelt versäumte es jedoch, rasch zu handeln. Als Konsequenz verschwanden die Bärenjungen vom Privatgrund und ihr Schicksal und Aufenthaltsort bleiben ungewiss.

«Trotz der Zusprüche der zuständigen Behörden, eine Lösung für die Bärenjungen zu priorisieren, ist ihr plötzliches Verschwinden nach Monaten der Untätigkeit zutiefst enttäuschend. Die Verantwortung für diesen traurigen Vorfall liegt ganz klar beim Ministerium. Es ist die Aufgabe des albanischen Staates, heimische Bären und Wildtiere zu schützen. Der jüngste Vorfall der verschwundenen Bärenjungen und ähnliche Fälle zeigen, dass ein aktiveres Handeln in Albanien notwendig ist. Neben Tierschutzbedenken bergen solche Zustände auch Risiken für lokale Gemeinden, die nicht wissen, dass illegal gehaltene, gefährliche Tiere in ihrer Nachbarschaft leben. In Zusammenarbeit mit den Behörden müssen wir verhindern, dass weitere Bären und Wildtiere Opfer illegaler und grausamer Haltung werden.»

Barbara van Genne, Direktorin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN.

Nachhaltige Lösungen gegen die Ausbeutung von Wildtieren sind notwendig
VIER PFOTEN hat in den letzten Jahren beobachtet, dass das Halten von illegal gehandelten und gezüchteten Grosskatzen in Südosteuropa an Popularität gewinnt. Die hohe Anzahl an Grosskatzen, die sich in Albanien in privater Gefangenschaft befinden, ist äusserst besorgniserregend. VIER PFOTEN schätzt, dass aktuell 60 bis 80 Grosskatzen illegal in Albanien gehalten werden – eine schockierend hohe Zahl, wenn man diese in Relation zu Albaniens Bevölkerungsgrösse setzt. Die meisten Fälle von Ausbeutung, illegaler privater Haltung und Misshandlung von Wildtieren werden in den sozialen Medien entdeckt, was ihre Nachverfolgung erschwert. Informationen zufolge sind nicht nur die zwei Bärenjungen aus dem Nationalpark Tomorr spurlos verschwunden, sondern es fehlen auch Informationen zum Schicksal vieler Grosskatzen. VIER PFOTEN vermutet in Albanien ein internationales Netzwerk für legalen und illegalen Handel mit Verbindungen zu anderen Ländern, vor allem Serbien. VIER PFOTEN hat alle Fälle und Bedenken mehrmals mit dem zuständigen albanischen Ministerium geteilt und kaum Reaktionen dazu erhalten.

«Seit 2018 kämpfen wir gegen die grausame Haltung, Zucht und den illegalen Handel von Tigern in der Europäischen Union. Die EU-Richtlinie für Tiger, die letztes Jahr veröffentlicht wurde, ist dabei ein wichtiger Schritt zur Kontrolle der illegal gehaltenen und gehandelten Tigern, sobald diese von aktuellen und zukünftigen Mitgliedsstaaten adaptiert wird. Zudem kann es positiven Einfluss auf Massnahmen gegen den illegalen Handel anderer Spezies nehmen. Wir fordern die albanischen Behörden dazu auf, ein lokales Wildtierschutzzentrum zu errichten, um das Durchsetzen von Gesetzen und die Unterbringung von beschlagnahmten Wildtieren zu ermöglichen.»

Barbara van Genne, Direktorin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN.

VIER PFOTEN hat den letzten «Restaurantbären» Albaniens, basierend auf eigenen Recherchen und zu dem Zeitpunkt vorhandenen Informationen, 2022 befreit. Bär Marks Rettung war ein grosser Meilenstein für den Tierschutz in Albanien, trotzdem zeigt das jüngste Verschwinden der Bärenjungen, dass es noch viel zu tun gibt. Die Bedeutung der historischen Rettungsmission kann nur erhalten bleiben, wenn die Behörden mehr Aufmerksamkeit der Verbesserung von Tierschutzvorschriften schenken und Wildtiere besser schützen.

Arosa Bärenland: das Zuhause von zwei ehemaligen Restaurantbären aus Albanien 
Mit Amelia und Meimo führen im Arosa Bärenland ebenfalls zwei ehemalige Restaurantbären aus Albanien ein neues, artgemässes Leben in der Schweiz. Im Herzen der malerischen Bergwelt liegt das 2.8 Hektar grosse Bündner Bärenschutzzentrum, welches Arosa zusammen mit VIER PFOTEN seit 2018 betreibt. Hier finden Bären aus problematischer Haltung ein weitläufiges und naturnahes Zuhause.

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