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Stopfleberproduktion

Ein haarscharfes Nein zum Stopfleber-Importverbot: In der Schweiz endet der Tierschutz an den Landesgrenzen

VIER PFOTEN ist enttäuscht über die Entscheidung des Ständerats, den Import von tierquälerisch erzeugter Stopfleber weiterhin zuzulassen

15.6.2023

Zürich, 15. Juni 2023 – Mit der Ablehnung der Motion von SVP-Nationalrat Martin Haab hat der Ständerat heute darauf verzichtet, dem Import von tierquälerisch erzeugter Stopfleber ein Ende zu setzen. Das Ergebnis kam durch den Stichentscheid der Ständeratspräsidentin zustande – mit 19:18 Stimmen gegen die Motion. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN bedauert diesen Entscheid, der eine Doppelmoral fortbestehen lässt. Die Schweiz beruft sich gerne auf ihre hohen Tierschutzstandards im Inland, verschliesst aber offensichtlich die Augen vor dem, was ausserhalb der eigenen Landesgrenzen geschieht.

Die Stopfmast ist in unserem Land seit über 40 Jahren verboten. Dennoch wurden im vergangenen Jahr 186 Tonnen Stopfleber (auch Foie gras genannt) in die Schweiz importiert, was 343'200 Enten und Gänsen entspricht. Damit zählt die Schweiz weltweit zu den grössten Importländern.

«Die für die Herstellung von Stopfleber angewandte Methode der Stopfmast verstösst gegen das Schweizer Tierschutzgesetz. Es ist inakzeptabel, dass die Schweiz diese Praxis auf ihrem Territorium seit Jahrzehnten aus Gründen der Tierquälerei verbietet, den Import aus dem Ausland aber weiterhin zulässt. Es ist höchste Zeit, dieser Doppelmoral ein Ende zu setzen. Nach dem positiven Signal des Nationalrats bedauern wir das enorm knappe Ergebnis im Ständerat. Es zeigt einmal mehr, dass die Schweiz wirtschaftlichen Interessen Vorrang vor dem Tierschutz einräumt.»

Pia Schneider, Policy Managerin bei VIER PFOTEN

Fadenscheinige Argumente der Politik
Eines der Hauptargumente gegen das Importverbot: Es stünden keine gleichwertigen Alternativprodukte zur Verfügung. Dies stimmt so jedoch nicht ganz. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt zählt VIER PFOTEN mindestens 40 alternative Produkte, von denen 19 bereits in der Schweiz erhältlich sind. Mehrere Spitzenköche haben preisgekrönte Rezepte entwickelt, um festliche und ethisch vertretbare Stopfleber-Alternativen anbieten zu können. Der Schweizer Sternekoch Tobias Buholzer ist das beste Beispiel dafür. Seine Terrine mit dem Namen «Noix gras» begeistert seit einigen Jahren die Gourmets. Buholzers Beweggründe sind klar: 

«Es gibt für mich keinen einzigen Grund, weshalb man Tiere quälen muss – auch nicht für die Produktion von gastronomischen Luxusprodukten. Ich lehne das konsequent ab und serviere darum in meinem Gourmet-Restaurant keine Stopfleber. Mit «Noix gras» habe ich aber selber eine vegetarische und vegane Alternative zu Foie gras entwickelt. Damit überrasche und verwöhne ich unsere Gäste mit dem besten Gewissen.»

Tobias Buholzer, Sternekoch

Pflicht zur Deklaration von Grausamkeit
Anstelle eines Importverbots für Foie gras hat sich der Ständerat nun für eine Deklarationspflicht ausgesprochen. VIER PFOTEN unterstützt diesen Wunsch nach Transparenz grundsätzlich, fordert aber, dass diese Deklaration auf der Verpackung sichtbar gemacht wird mit dem klaren Hinweis darauf, dass es sich um ein Lebensmittel handelt, dessen tierquälerische Herstellung in der Schweiz verboten ist.

Auch wenn sich der Tierschutz heute im Parlament nicht durchgesetzt hat, bleibt VIER PFOTEN fest entschlossen, das immense Tierleid, das mit der Herstellung von Stopfleber verbunden ist, weiterhin bei Konsumentinnen und Konsumenten sowie im Detailhandel und in der Gastronomie anzuprangern. Das äusserst knappe Ergebnis zeigt ausserdem, dass die Mitglieder des Ständerats zunehmend für das Anliegen sensibilisiert sind und stimmt VIER PFOTEN positiv, dass ein Importverbot in naher Zukunft möglich sein wird.

Hintergrundinformationen über die Realität der Stopfmast
Bevor sie im Alter von etwa drei Monaten geschlachtet werden, leiden Gänse und Enten in der Stopfmast-Produktion ihr ganzes kurzes Leben lang. Kaum sind sie auf der Welt, werden sie verstümmelt: Um die Entwicklung ihrer Schnäbel und Krallen zu hemmen, werden diese starker Infrarotstrahlung ausgesetzt. Die biologischen Bedürfnisse der Tiere werden völlig missachtet. Meistens haben die Gänse und Enten keinen Zugang zu einem Gewässer. Dann werden sie etwa zehn Tage lang zwangsernährt: Zweimal täglich werden ihnen innerhalb von drei Sekunden bis zu 450 Gramm Maisbrei in die Speiseröhre gepresst. Dies entspricht dem Sechsfachen ihrer normalen Nahrungsaufnahme. Die grausame Fütterung mit Rohren führt zu Verletzungen der Speiseröhre und endet manchmal gar tödlich. Die Tiere werden fettleibig und krank; sie atmen und bewegen sich nur noch schwer, bis sie schliesslich geschlachtet werden.

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