
«Ich hatte und habe sehr hohe Tierarztkosten und viele schlaflose Nächte aus Sorge um meine Hunde»
Im Interview mit VIER PFOTEN spricht die Zwergspitz-Liebhaberin Dominique Negri über ihre leidvollen Erfahrungen
Wenn Welpen seriös gezüchtet werden, sind medizinische Kontrollen, passende Elterntiere für die Paarung (inkl. gesundheitliche Vorabklärungen) und eine gute Haltung sowie Hygiene gängiger Standard. Illegal importierte Welpen, die in Osteuropa für den Profit vermehrt werden, unterstehen keinerlei Zuchtregeln. Inzucht und Vermehrung mit Tieren, die bekanntermassen genetische Defekte aufweisen, sind gängige Praktiken. Die auf diesen Welpenfarmen produzierten Hunde werden ihr ganzes Leben lang unter ihren vererbten Gesundheitsproblemen leiden. Der illegale Welpenhandel und unseriöse Zuchten verschärfen somit die Problematik der sogenannten Qualzuchten.
In diesem Interview spricht VIER PFOTEN mit einer Zwergspitz-Liebhaberin über die verschiedenen Aspekte der Qualzucht, von den betroffenen Rassen bis hin zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen und den Hintergründen dieser fragwürdigen Zuchtpraktiken. Frau Negri teilt zudem ihre persönlichen Erfahrungen und reflektiert über die Notwendigkeit von Aufklärung und politischen Lösungen, um das Wohl der Tiere zu schützen.
VIER PFOTEN: Was versteht man unter Qualzucht bei Hunden?
Dominique Negri: Ich persönlich sehe eine Qualzucht so, wenn das Tier vom Züchter bewusst mit kurzer Nase, kleinem runden Kopf, unnatürlichem Körperbau etc. gezüchtet wird und die Tiere dadurch Schmerzen haben, etwa Atemprobleme, Gelenkschmerzen, neurologische Ausfälle etc.
Die Tiere werden gezüchtet, um dem Menschen zu gefallen ohne Rücksicht auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Tieres.
Welche Rassen sind davon betroffen?
Bekannt sind vor allem der Mops, die Französische Bulldogge, der Chihuahua, der Deutsche Schäferhund und der Cavalier King Charles. Noch wenig bekannt ist z.B. der Australian Shepherd. Leider gehört in meinen Augen auch der Zwergspitz in diese Liste und noch viele mehr.
Unter welchen gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden die Tiere?
Der Mops und die Französische Bulldogge sind bekannt für ihre kurzen Nasen. Dadurch haben sie schwerwiegende Atemprobleme.
Der Chihuahua zeichnet sich mit dem zu kleinen Köpfchen und grossen Augen aus. Die Schädeldecke des Chihuahuas ist sehr dünn, und meist sind die Fontanellen noch offen. Dies kann schlimme tödliche Folgen bei einem Sturz haben.
Der Schäferhund neigt durch seine gezüchtete Körperform zu Hüftproblemen und Arthrosen.
Der Australian Shepherd hat eine aussergewöhnliche Fellzeichnung (Merle). Dies ist ein Gendefekt, der eine grosse Bandbreite an Krankheiten mit sich bringen kann, wie z.B. Blindheit und Taubheit.
Beim Cavalier King Charles haben wir es mit einer unnatürlichen Kopfform zu tun und mit den Krankheiten Chiari Malformation und Syringomyelie.
Und damit komme ich zum Zwergspitz oder auch Pomeranian genannt: mittlerweile sind die Krankheiten Chiari Malformation, Syringomyelie und Hydrocephalus beim Zwergspitz auch weit verbreitet. Dies sind schwerwiegende Missbildungen des Gehirns, welche schwere Schmerzen und neurologische Ausfälle zur Folge haben können. Ich glaube, es würde den Rahmen des Interviews hier sprengen, wenn ich alle Symptome aufzählen würde, unter denen diese Hunde leiden können.
Warum begeistern sich dennoch viele Menschen für diese Rassen?
Ich denke, die Menschen fühlen sich angezogen von diesem Kindchenschema. Die Kurzköpfigkeit dieser Rassen lässt die Hunde dauerhaft wie Welpen aussehen.
Fellfarben wie Merle heben den Hund aussergewöhnlich hervor, und wer will nicht sagen können, dass sein Hund aussergewöhnlich ist?!