
Tierheim-Adoption: Herausforderungen, Vorurteile und die Verantwortung von neuen Besitzern
Im Interview mit VIER PFOTEN sprechen Nadja Brodmann und Rommy Los vom Zürcher Tierschutz zum Thema Adoption
In diesem Interview sprechen Nadja Brodmann und Rommy Los vom Zürcher Tierschutz über häufige Gründe für die Abgabe von Tieren, die Situation von sogenannten «Post-COVID»-Hunden und ob Tiere aus Tierheimen tatsächlich «beschädigt» sind. Ausserdem erklären sie, warum der Adoptionsprozess strenge Auflagen erfordert, welche Vorbereitungen zukünftige Tierbesitzer treffen sollten und wie wichtig es ist, jedem Tier ein dauerhaftes Zuhause zu geben.
Welches sind die häufigsten Gründe dafür, dass ein Tier letztlich im Tierheim abgegeben wird?
Oft werden Argumente vorgebracht, wie z.B. Wohnungs- oder Jobwechsel, Familienzuwachs oder auch Allergien. Aber in vielen Fällen sind die Besitzer einfach mit dem Tier überfordert, wenn z.B. ein Hund nicht allein sein kann oder eine Katze nicht aufhört, in der Wohnung zu markieren. Verlorenes Interesse mag auch oftmals ein Beweggrund sein, doch das gibt niemand gerne zu. Auch Zeitmangel bei betreuungsintensiven Tieren kann zur Abgabe eines Tieres führen. Und manchmal sind Todesfälle oder Unverträglichkeiten zwischen Haustieren der Grund.
Sind Tiere aus dem Tierheim «beschädigt» bzw. «Mängelexemplare»?
Nein, ein Tierheim spiegelt in vielen Bereichen die Tiere der Gesellschaft wider. Einzelne Hunde oder Katzen, die gestern noch in der Nachbarschaft lebten, sind morgen womöglich schon in einem Tierheim. Natürlich werden manche Tiere abgegeben, weil sie vom Verhalten her schwierig sind, aber die meisten gelangen aus ganz anderen Gründen zu uns. Gewisse Tiere kommen in stark vernachlässigtem Zustand zu uns, zum Beispiel mit verfilztem Fell, Zahnfleischentzündungen oder schlechtem Ernährungszustand. Sie werden zuerst rundum versorgt, bevor wir sie zur Vermittlung freigeben.
Wie sieht eigentlich ein normaler Tag im Leben eines Tierheimhundes aus?
Als erstes werden die Hunde auf einer unserer Wiesen in den Auslauf gelassen oder sie dürfen mit unseren freiwilligen Hundespaziergängern in den angrenzenden Wald gehen. In dieser Zeit werden die Boxen gereinigt und das Futter vorbereitet. Sobald die Hunde zurück sind, werden sie gefüttert und gepflegt, bei Bedarf erhalten sie Medikamente oder Trainings. Über Mittag achten wir auf eine lange Ruhepause, bevor sie am Nachmittag nochmals raus in den Wald oder Auslauf dürfen.