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Tiger im Zirkus

Wildtiere in Zirkussen

Grosskatzen, Elefanten und andere Wildtiere können in fahrenden Zirkussen nicht artgemäss gehalten werden

25.9.2024

Ein fahrender Zirkus kann auf die anspruchsvollen Bedürfnisse von Wildtieren keine Rücksicht nehmen. Der Betrieb wechselt ständig den Standort, Käfige und mobile Gehege müssen Platz sparend transportiert und schnell auf- und abgebaut werden. Eine artgemässe Haltung von Wildtieren in Zirkussen ist nicht möglich.

Noch immer kein Verbot in der Schweiz

Trotz wissenschaftlich fundierter Bedenken gegen eine Wildtierhaltung im Zirkus existiert in der Schweiz bislang weder ein Verbot noch eine Einschränkung bezüglich der Haltung. Gemeinsam mit ProTier und Tier im Recht hat VIER PFOTEN 2016 eine Petition gegen das Mitführen von Wildtieren im Zirkus lanciert. Im März 2018 wurde diese mit über 70'000 Unterschriften der Schweizer Regierung übergeben – leider ohne Erfolg. Inzwischen haben 33 Staaten in Europa die Haltung von Wildtieren in fahrenden Zirkussen bereits untersagt beziehungsweise eingeschränkt, oder diesen Schritt zumindest angekündigt. Auch weltweit gibt es immer mehr Länder mit Wildtier-Verboten in Zirkussen. Die Schweiz ist hier inzwischen zu einem tierschutzpolitischen Negativbeispiel geworden. 

Elefant beim Zirkus Knie

Warum Wildtiere nicht
in den Zirkus gehören

  • Ständiges Reisen:  Bis zu 40 Mal pro Saison wechseln Zirkusse ihren Standort. Durch den damit verbundenen ständigen Auf- und Abbau der Gehege verbringen die Tiere viel zu viel Zeit in engen Transportboxen. Studien haben zudem gezeigt, dass zum Beispiel das Hin- und Her-Gehen im Käfig zunimmt, je länger die jeweilige Reisezeit des Zirkusses zum nächsten Gastspielort beträgt. Viele Tiere leiden durch den Stress unter Verhaltensstörungen.
  • Umgebung im Zirkuszelt: Stetiger Lärm durch die Musik, Ansprachen und lautstarken Applaus, unnatürliches Licht sowie hohe Temperaturen im Zirkuszelt: Das alles hat mit einem naturnahen Umfeld nichts gemeinsam.
  • Grosse Langeweile – wenig Platz: Wildtiere wollen ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben, so wie sie es auch in der freien Natur tun würden: Je nach Art wollen sie jagen, fressen, klettern, graben, baden und vieles mehr. In den engen Käfigen ist dafür jedoch schlicht kein Platz. Viele Tiere zeigen Verhaltensstörungen als Folge von Langeweile und Platzmangel.
  • Atypische Sozialstrukturen: Tiere werden im Zirkus häufig in unnatürlichen Gruppenkonstellationen gehalten. Löwen leben in der Freiheit in Gruppen von bis zu 30 Tieren. Tiger hingegen sind Einzelgänger. Im Zirkus wird bei der Haltung jedoch keine Rücksicht auf diese Umstände genommen.
  • Unnatürliche Kunststücke: Häufig wird von Befürwortern gesagt, dass die Aufführungen in der Manege eine wertvolle Bereicherung im bewegungsarmen Alltag der Tiere darstellen. Die unnatürliche Bewegungsabläufe können jedoch kaum als verhaltensgerechte Beschäftigung bezeichnet werden und das tagtägliche Aufführen der immer gleichen Kunststücken hat oft körperliche Folgen wie beispielsweise Arthrose.
  • Fragwürdige Aufzucht der Tiere: Wildtiere werden in vielen Fällen zu früh vom Muttertier getrennt und von Menschenhand aufgezogen. Dadurch tolerieren sie Menschen in naher Umgebung eher, als ihre in Freiheit lebenden Artgenossen. Durch diese unnatürliche Prägung auf Menschen werden die Wildtiere erst dressierbar. Haben Tiere jedoch ein unnatürliches Verhältnis zu Menschen, führt das in vielen Fällen zu einer fehlenden Sozialisierung mit Artgenossen sowie zu Verhaltensstörungen. Wo die Tiere geboren wurden und was mit ihnen passiert, wenn sie zu alt für die Manege werden, wird den Zirkusbesuchenden nicht erzählt.
  • Schlechte Ernährung und Haltung: Viele Zirkustiere befinden sich in schlechter gesundheitlicher Verfassung, werden falsch ernährt und bei Krankheiten unzureichend betreut. Oft mangelt es an Wissen und Geld für die Tierbetreuung.

Kampagne gegen Wildtiere im Zirkus

Über 70'000 Menschen verlangten 2018 mit ihrer Unterschrift vom Schweizer Bundesrat, dass ein Verbot von Wildtieren in Schweizer Zirkussen realisiert wird. Die Petitionsbögen wurden dem Bundesrat in Bern im März 2018 übergeben. Seither ist in Sachen Wildtierverbot hierzulande leider nicht viel geschehen. Die von den Organisationen VIER PFOTEN, ProTier und Tier im Recht eingereichte Petition wurde abschlägig beurteilt.

Mit der neuen ausdrucksstarken Kampagne wollen die drei Tierschutzorganisationen der Forderung noch einmal Nachdruck verleihen. Die Bevölkerung und das Parlament sollen weiter über das Leid aufgeklärt werden, das Wildtiere – und zwar lebenslang – im Zirkus erfahren, damit ein gesetzliches Verbot endlich umgesetzt wird. Mehr zur neuen Kampagne gegen Wildtiere im Zirkus finden sie hier.

Tiger im Zirkus

VIER PFOTEN fordert

  • ein schweizweites Verbot der Haltung von Wildtieren in Zirkussen mit angemessener Übergangsfrist.
  • die unmittelbare Beschlagnahmung und adäquate Unterbringung von Zirkustieren aus besonders schlechter Haltung
  • die Einführung einer Positivliste für domestizierte Tierarten, die in Zirkusbetrieben gehalten werden dürfen. Strenge Vorgaben müssen ihre artgemässe Haltung sicherstellen. Zirkusse, die diese Anforderungen nicht einhalten können, sollen völlig auf Tiere verzichten.
  • kurzfristig ein Nachzucht- und Nachstellverbot

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