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Löwe in Gefangenschaft

Südafrika: Das Züchten von Grosskatzen in Gefangenschaft als Geschäftsmodell 

VIER PFOTEN kämpft gegen das Züchten und Halten von Löwen, Tigern etc. in Gefangenschaft zu kommerziellen Zwecken.

28.10.2024

In Südafrika werden Grosskatzen zu kommerziellen Zwecken systematisch ausgebeutet, oftmals unter dem Vorwand des Artenschutzes. Die Branche ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen und mittlerweile im ganzen Land vertreten, ohne jegliche Regulierung. Es gibt schätzungsweise 300 Einrichtungen, die rund 10.000 Löwen, mehr als 600 Tiger und zahllose andere Arten wie Cheetahs, Leoparden, Karakale und Tiere aus diversen Kreuzungen in Gefangenschaft züchten und halten. 

Das Land ist weltweit der grösste Exporteur von lebenden Grosskatzen bzw. ihrer Körperteile. Die Tiere werden als exotische Heimtiere, als Touristenattraktion, in Zoos, privaten Einrichtungen und Zirkussen genutzt. Sie dienen als Trophäen, Luxusgüter und sogar in der traditionellen Medizin. Die Branche beutet dafür Grosskatzen aus und bedroht die wilden Populationen, um der Nachfrage nach lebenden Tieren bzw. Teilen von ihnen nachzukommen. Darüber hinaus dient der legale Handel mit Grosskatzen bzw. ihren Teilen oft als Vehikel für den illegalen Handel. 

Das südafrikanische Ministerium für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt arbeitet daran, der Branche einen freiwilligen Ausstieg aus dem Geschäft mit der Züchtung von Löwen in Gefangenschaft zu ermöglichen. Das wird allerdings ein sehr langwieriger Prozess. Bevor das Ziel erreicht ist, werden Tausende Tiere nach wie vor unter Bedingungen gehalten, die alles andere als artgemäss sind, um mit ihnen Gewinn zu machen. 

Löwen aus dem Sudan, bei ihrer Ankunft in LIONSROCK

Ein Teufelskreis 

Sobald ein Junges geboren wird, wird es innerhalb weniger Tage der Mutter weggenommen, damit Besucher:innen der Zuchtstätte es mit dem Fläschchen füttern können. Den Besucher:innen wird erzählt, dass das Junge von der Mutter verstossen wurde. Somit kann auch  das Muttertier gleich wieder geschwängert werden und so bald wie möglich neuen Nachwuchs auf die Welt bringen. Die Jungtiere dienen in den ersten Jahren ihres Lebens praktisch als Kuscheltiere für die Besucher:innen. Damit können sie aber ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht entwickeln, was wiederum dazu führt, dass sie nicht lernen, in der Wildnis zu überleben. 

Mit zunehmenden Alter werden die Jungen weiter missbraucht: Sie müssen mit Tourist:innen spazieren gehen oder für Selfies herhalten. Um den natürlichen Jagdtrieb der Tiere, der für die Menschen gefährlich werden kann, zu unterbinden, werden sie oft mit Stöcken gezüchtigt. 

«The Vicious Cycle” Bericht  

Tierschutzbedenken 

Die gesamte Branche basiert nicht auf Artenschutz, sondern allein auf Profit. Das heisst, dass Tierschutz keine Priorität hat und viele der Einrichtungen, in denen Grosskatzen gehalten werden, weitgehend unreguliert sind. Die völlig unzureichenden Haltungsbedingungen, die auch gut dokumentiert sind, reichen von viel zu kleinen Gehegen über schlechte Ernährung bis hin zu mangelnder medizinischer Versorgung. Das alles führt zu unnatürlichen Verhaltensweisen, einem hohen Risiko für zoonotische Krankheiten, Stress und sogar körperlichen Missbildungen. 

Ausbeutung und Tierquälerei sind aber nicht immer offensichtlich. Ein Tier mag gut genährt, unverletzt und augenscheinlich gesund sein: Eine Einrichtung, die Interaktionen zwischen Menschen und Grosskatzen erlauben, ist dennoch ein ganz klares Zeichen dafür, dass die Tiere nicht zu Artenschutzzwecken gehalten werden. Es bedeutet nicht nur lebenslange Gefangenschaft für sie. Sie werden verkauft und für ihre Körperteile getötet – zum alleinigen Zweck, um daraus Gewinne zu machen. 

Kommerzieller Handel

Südafrika exportiert lebende Grosskatzen in die ganze Welt, etwa für das Geschäft mit exotischen Heimtieren im Nahen Osten, als lokale Touristenattraktionen, um skrupellose legale oder illegale Zoos zu beliefern, an private Einrichtungen und an Zirkusse. Manchmal werden lebende Tiere auch in andere Länder transportiert, um dort für ihre Körperteile getötet zu werden – damit können Handelsbeschränkungen umgangen werden. Manche Tiere werden in Südafrika getötet, um ihre Körperteile als Trophäen in Länder wie die USA, Grossbritannien und in die EU zu bringen, manchmal enden diese Teile auch als luxuriöse Accessoires oder in der traditionellen Medizin in Teilen Südostasiens. 

Mit der steigenden Nachfrage nach Grosskatzen und ihren Körperteilen verschwimmen durch Kreuzungszüchtungen auch die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Arten, die für dieses ruchlose Geschäft missbraucht werden. 

Löwen und Tiger werden zusammen gehalten

Gesundheitliche Bedenken

Zusätzlich zur Grausamkeit und der Ausbeutung, die Löwen und andere Grosskatzen durch die Trophäenjagd und den Handel mit ihren Knochen erleiden müssen, gibt es auch ernsthafte gesundheitliche Bedenken, wenn es um die Haltungsbedingungen der Tiere geht. Der Handel mit den Knochen bringt einen Gewinn unabhängig davon, wie gesund die Grosskatzen sind, dementsprechend gibt es keinerlei Motivation, sie unter besseren Bedingungen zu halten. Die Einrichtungen, in denen sie gehalten werden, werden in den seltensten Fällen kontrolliert, die Gehege sind oft viel zu klein, die Ernährung schlecht, die medizinische Versorgung mangelhaft. Das alles führt zu Verhaltensstörungen, einem erhöhten Zoonoserisiko, Stress und sogar Missbildungen. 

Wir müssen aktiv werden, um ein Verbot von Haltung und Zucht von Grosskatzen in völlig unregulierten Einrichtungen in Südafrika zu erwirken. Jene Institutionen, die eine Interaktion Mensch-Tier anbieten, haben nicht den Artenschutz als Ziel. Grosskatzen, die Kontakt zu Menschen haben, können nicht mehr ausgewildert werden und werden daher weiter ausgebeutet.

Wie können Sie Grosskatzen helfen? 

Was Sie tun können: 

  • Besuchen Sie ein echtes Tierschutzzentrum, das weder Tiere züchtet noch mit ihnen handelt oder eine Interaktion mit den Tieren erlaubt. 
  • Wo immer es möglich ist, schauen Sie sich die Tiere lieber in ihrem natürlichen Lebensraum statt in Gefangenschaft an. 
  • Kaufen Sie niemals ein Souvenir, das von einem Tier kommt. 
  • Informieren Sie sich! Holen Sie Berichte und Einschätzungen von Leuten ein, die die Einrichtung schon gesehen haben.  
  • Wenn Sie Tiere in Gefangenschaft sehen, die keinen Zugang zu Schatten, Wasser, Futter und ausreichend Platz haben oder gedrängt in schmutzigen Gehegen leben, melden Sie es bitte umgehend den Behörden! 

Was Sie unbedingt vermeiden sollten:

  • Einrichtungen, die Interaktionen mit den Grosskatzen erlauben, inklusive des Streichelns von Tierbabys, des Fütterns mit dem Fläschchen, des Fotografierens der Tiere und Spaziergänge mit ihnen. 
  • Einrichtungen, die das Füttern von Wildtieren oder Aktivitäten wie das Zur-Schau-Stellen von Tieren bzw. Tiershows und Selfie-Möglichkeiten bieten.  
  • Jede Art von Trophäenjagden   
  • Unnötiges Risiko! Grosskatzen und andere Wildtiere sind unberechenbar, der Kontakt mit ihnen ist hochgefährlich. 

Denken Sie stets daran: Wann immer Sie ein Wildtier berühren, ihm nahe kommen oder es fotografieren können, wird es für kommerzielle Zwecke missbraucht – und kann nie wieder in die Wildnis entlassen werden, ganz egal, was Ihnen die Eigentümer:innen der Einrichtungen auch erzählen.

#BreakTheViciousCycle

#BreakTheViciousCycle


VIER PFOTEN kämpft für ein Verbot des kommerziellen Handels aller Grosskatzen in Südafrika 

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