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Geschafft oder gescheitert?

Bilanz des BMEL auf dem Prüfstand

11.7.2017

PFOTEN kritisiert irreführende Bilanz vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: «Geschafft: Mehr Tierwohl»

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat kürzlich eine Bilanz veröffentlicht, die nicht mit Eigenlob spart. Vermeintliche Fortschritte werden als grosse Erfolge gefeiert. Dabei sieht die Realität der Lebensbedingungen von Tieren in Deutschland am Ende von Landwirtschaftsminister Christian Schmidts Amtszeit nach wie vor sehr traurig aus. Kaum gesetzliche Verbesserungen, einige wenige halbherzige Branchenvereinbarungen mit der Industrie, und dabei sehr viele Ankündigungen und nicht eingelöste Versprechungen.

Diese Gegenüberstellung von VIER PFOTEN zeigt, dass viele der als Erfolg gefeierten Punkte in Wirklichkeit viel mehr öffentlichkeitswirksame Werbemassnahmen des Bundeslandwirtschaftsministeriums sind, als dass sie wirkliche Verbesserungen für die Tiere in Deutschland bringen:

BMELVIER PFOTEN
Staatliches Tierwohl-Label
«Mit dem staatlichen Tierwohl-Label wollen wir die Haltungsbedingungen der Tiere verbessern, weil wir mehr Tierwohl für den Verbraucher erkennbar machen – verlässlich und auf einen Blick.»Das staatliche Tierwohllabel ist in seiner jetzigen Form Betrug am Verbraucher, denn es zeichnet lediglich den Mindeststandard aus. Solange elementare Tierwohlkriterien nicht bereits in der Einstiegsstufe Anwendung finden, ist das Label nicht mehr als ein Marketinginstrument. Wir fordern:  wo Tierschutz drauf steht, muss auch Tierschutz drin sein!
Schnabelkürzen bei Legehennen
«Ab Sommer 2018 werden Eier mit Herkunft aus Deutschland nur noch von Legehennen mit unkupierten Schnäbeln stammen.»Routinemässiges Schnabelkürzen ist per Tierschutzgesetz bereits seit 1986 verboten, es wurde jedoch jahrzehntelang von den Behörden geduldet. Nun versucht das Ministerium dies durch die freiwillige Branchenlösung als Fortschritt zu verkaufen. Die Branche verpflichtet sich damit jedoch nur dazu, endlich Gesetze einzuhalten.
Küken töten beenden
«Zwei Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei werden derzeit im Rahmen der Initiative «Eine Frage der Haltung» unter Hochdruck in die Praxisreife überführt. Damit übernehmen wir eine Vorreiterrolle und schaffen mit Technik aus Deutschland die Voraussetzungen, um das Kükentöten auch international zu beenden."
Die Branche erwartet, dass das Verfahren der Geschlechtsbestimmung im Ei frühestens 2019 marktreif sein wird. Durch das Verfahren würden die Eier dann noch vor dem Schlüpfen aussortiert. Diese Methode bietet jedoch keinen Ausstieg aus der einseitigen Zucht und versperrt damit dem Aufbau einer nachhaltigen Hühnerzucht den Weg.
Illegaler Welpenhandel
«Ein Bündnis gegen illegalen Welpenhandel: Gemeinsam mit Belgien, Dänemark und den Niederlanden setzen wir uns für eine europäische Lösung zur Verfolgung des illegalen Welpenhandels ein. National prangern wir gemeinsam mit den Bundesländern konsequent Tierschutzverstösse im Haustierhandel an.»
Der Handel mit billigen Welpen aus dem Internet boomt weiterhin. Minister Schmidt sperrt sich jedoch weiterhin gegen wirksame Regulierungen, wie z.B. eine
bundesweite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht von Hunden und Katzen zur besseren Rückverfolgbarkeit.
Heimtierhaltung
«Mehr Tierwohl für Haustiere durch Bildung und Beratung: Unsere Haustierfibel und das begleitende Unterrichtsmaterial für Kinder im Grundschulalter helfen dabei, die Verantwortung für ein Haustier einschätzen zu können. Unser Portal www.haustier-berater.de als zentrale Internet-plattform hilft bei der Entscheidung für das richtige Haustier."Das Haustier-Portal des Ministeriums präsentiert viele Arten, die als Heimtier völlig ungeeignet sind. Insbesondere exotische Arten haben hohe Ansprüche, die Privathalter kaum erfüllen können. Ebenso wenig sollte zu überzüchteten Rassen geraten werden, wie etwa der Französischen Bulldogge. Ausserdem sollten Tiere nicht wie Ware in einem katalogähnlichen Portal präsentiert werden. Stattdessen sollten Tierheime bei der Vermittlung von Tieren gestärkt werden.


Übrigens: Wie eine Anfrage der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch ergab, schaltete das BMEL Werbeanzeigen zu seinen vermeintlichen Erfolgen im Wert von 271.000€.

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