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Gefahren und Risiken für die Fiakerpferde

Sind die Fiakerpferde etwa Hochleistungsmaschinen?

14.8.2019

VIER PFOTEN hat sich die Gefahren und Risiken für die Fiakerpferde in der Wiener Innenstadt angesehen. Gefahrenquellen, äussere Einflüsse, Gesundheitsrisiken und Probleme - die Liste ist lang für die Fiakerpferde. Wir geben Einblick!

Gefahrenquellen und äussere Einflüsse

Rutschiger und unebener Boden
Der harte Asphalt, das unebene Kopfsteinpflaster und rutschige Strassenbahnschienen führen zu einem hohen Unfall- und Verletzungsrisiko für Tier und Mensch. Immer wieder passieren in der Wiener Innenstadt Unfälle.

Enge durch Verkehr
In der hektischen Stadt gibt es keine Ausweichmöglichkeiten, welche für die Fluchttiere zusätzlich wichtig wären.

Lärm und visuelle Reizüberflutung
Baustellen, Autos, Busse, Strassenbahnen, Menschenmassen - auch die erfahrensten Kutschpferde bleiben Fluchttiere. Sie leiden unter dem Stress und können sich leicht erschrecken.

Einschränkung und Verhinderung der natürlichen Bewegungsmuster und Bedürfnisse
Kutsche, Zaumzeug, Schweifbinden und das stundenlange Stehen auf den Standplätzen (bei jedem Wetter und oft in der prallen Sonne) schränken die Pferde enorm ein.

Mögliche Gesundheitsrisiken und -probleme

Kein ständiger Zugang zu Wasser und Raufutter
Um schmerzhafte Probleme mit dem Verdauungstrakt zu vermeiden, sollten Pferde ständigen Zugang zu Heu haben, da sie von Natur aus kontinuierlich fressen. Lange Fresspausen können ernsthafte medizinische Folgen wie Magengeschwüre- und Entzündungen und Koliken zur Folge haben. Eine Fresspause sollte niemals länger als vier Stunden dauern. Die Wiener Fiakerpferde sind aber bis zu 13 Stunden ohne Futter unterwegs. Dies ist für uns einer der problematischsten Punkte.

Gelenksprobleme
Durch den harten Untergrund werden die Gelenke für die Dämpfung von Stössen stark beansprucht, der auf Asphalt notwendige Einsatz von Stollen kann zu krankhaften Veränderungen der Hufform führen. Es kann auch zur sogenannten Pflasterlahmheit/müdigkeit führen. Das lange Gehen auf Pflaster ist sehr anstrengend für die Tiere.

Lange Stillstehzeiten an den Standplätzen
Die oft stundenlangen Stehzeiten sind absolut unphysiologisch und unnatürlich für Pferde. Ausserdem fehlt die Möglichkeit, Ausgleichsbewegungen zu machen. Pferde haben das Bedürfnis, sich kontinuierlich im Schritt voran zu bewegen und zu fressen. Der Bewegungsbedarf wird bei langem Stehen daher nicht gedeckt. Dies kann zu Apathie und Frustration führen, das wird häufig besonders nachmittags an den Standplätzen an der Körperhaltung der Tiere sichtbar. Ebenso sind aber auch Ruhepausen während der Stehzeiten nicht gut machbar, da die Tiere häufiger aufgrund abfahrender Kutschen Nachrücken müssen und daher immer wieder aufgeschreckt werden, sie können daher nie vollständig entspannen.

Hitze in der prallen Sonne
In der Aufzäumung sind die Tiere gezwungen, oft stundenlang in der prallen Sonne zu stehen. Nur weil Pferde Steppentiere sind, heisst das nicht, dass dies nicht unangenehm wäre. Die Tiere haben im Vergleich zur Naur zu Wildpferden und uns Menschen nicht die freie Wahlmöglichkeit, sich anders zu positionieren oder in den Schatten zu gehen. Ständiger Zugang zu Schattenplätzen wäre daher notwendig. Der Asphalt heizt sich im Sommer auf bis über 60 Grad auf, das heisst die Hitze wird auch vom Boden abgestrahlt. Aus diesem Grund ist ein Fahrverbot ab 35 Grad nicht genug, dieses sollte zumindest ab 30 Grad gelten.

Starke Einschränkungen
In der Aufzäumung haben die Tiere zudem keine Möglichkeit zur Körperpflege und Komfortverhalten. Kratzen, Scheuern, Wälzen und Fellpflege werden unmöglich. Das wäre für das Wohlbefinden der Pferde aber sehr wichtig.

Angebundener Schweif
Ein angebundener Schweif bedeutet eine massive Einschränkung für das Pferd. Dadurch ist es für die Tiere unmöglich, Insekten zu verjagen, was für sie sehr unangenehm ist. Zudem benutzen Pferde ihre Schwanzwirbelsäule für Wendungen, brauchen den Schweif also für ihr natürliches Bewegungsmuster. Wenn der Schweif an einer Seite angebunden wird, müssen sich die Tiere z.B. wenn sie in die Kurve fahren, unangenehm verdrehen.

Zu eng sitzende Scheuklappen
Die Scheuklappen sitzen häufig nicht im 45 Grad Winkel, sondern sind manchmal viel zu eng am Auge angebracht, sodass Wimpern und Tasthaare (sind ein Sinnesorgan) abgestossen werden.

Zurückhalten von natürlichen Bedürfnissen
Die Tiere halten in der Stadt den Urin zurück, da sie sich die Beine nicht anspritzen wollen, der Untergrund der Standplätze sollte naturnaher Boden oder eingestreut sein.

Stress
Die hektische Umgebung, äussere Reize, das Angeschirrt-Sein: All dies kann zu Stress bei den Tieren führen. Die Tiere können vom Umgebungs- und Hitzestress stark überfordert werden.

Kein artgemässes Sozialverhalten
In der Aufzäumung ist es unmöglich einen Sozialpartner zu wählen bzw. auch artgemässes Sozialverhalten ist nicht möglich.

Problematische Haltung in Einzelboxen
Pferde benötigen täglich mehrstündigen Auslauf mit Artgenossen, dies ist aber im Falle vieler Fiakerpferde nicht gegeben, häufig werden sie in Einzelboxen ohne Auslaufmöglichkeit gehalten. Freie Bewegung kann durch Nutzung als Zugpferd nicht ersetzt werden, da die Sozialkomponente nicht erfüllt wird.

Achtung: Die angeführten möglichen Gesundheitsprobleme betreffen nicht jedes Tier gleich! Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Wiener Fiakerpferde: Raus aus der Innenstadt!

Bitte unterstützt unsere Forderungen nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen für die Tiere. 

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