
Kaschmir
Kaschmirziegen müssen furchtbare Haltungsbedingungen und grausame Praktiken erdulden, damit wir Menschen ihre Wolle für unsere Luxuskleidung nutzen können.
Ziegen, die für die Kaschmirproduktion genutzt werden, sind neugierige, sehr soziale Tiere, die aus der Region westlich des Himalaya, Kaschmir, kommen. Sie sind berühmt wegen ihres superfeinen, weichen Untermantels, der zur Produktion von Luxuskleidung, etwa Pullover und Schals, gewonnen wird.1
Wussten Sie das?
Die Produktion von nur einem Kaschmirpullover benötigt Wolle von etwa vier Ziegen.² Die Schönheit von Kaschmir verstellt jedoch den Blick auf die hässliche Wahrheit. Etwa 20.000 Tonnen Kaschmir werden jährlich produziert, mehr als 700 Millionen Ziegen dafür genutzt.³ Hauptproduktionsländer sind China und die Mongolei.⁴ Die Grundbedürfnisse der Ziegen werden oft missachtet. Beim Scheren oder Kämmen müssen sie einen schmerzhaften und mit grossem Stress verbundenen Prozess erdulden, bei dem die Beine der Ziege zusammengebunden werden, bevor das Unterkleid mit einem scharfzackigen Kamm entnommen wird, durch den es zu Schnittwunden und Infektionen kommen kann.⁵

Tierschutzprobleme bei Kaschmirwolle
Tierquälerische Praktiken beim Kämmen und Scheren
- Für das Kämmen und Scheren werden die Ziegen meist lange festgehalten, am Boden fixiert und gefesselt – für die Tiere ein enormer Stress, auch weil sie den menschlichen Kontakt meist nicht gewohnt sind.7 Besonders belastend ist es für trächtige Ziegen; es kann sogar zu bleibenden Schäden sowohl beim Muttertier als auch beim ungeborenen Ziegenkitz führen.
- Unter Zeitdruck stehende oder unerfahrene Arbeitende können die Ziegen sehr leicht verletzen, besonders, wenn die Tiere nicht in der Mauser sind. Die Ziegen tragen oft offene (Schnitt-)Wunden davon, die meist weder verarztet noch schmerzbehandelt werden.
- Werden die Ziegen bei kaltem Wetter geschoren, besteht das Risiko eines Todes durch Kälteschock nach dem Verlust des Unterkleids, während sie wiederum bei Hitze einen Sonnenbrand bekommen können – besonders, wenn es keinen schützenden Unterstand gibt.7
Schmerzhafte Verstümmelungen
- Im Alter von nur einer Woche werden die Ziegenbabys oft enthornt. Dabei werden entweder mit einem heissen Eisen oder mit einer ätzenden chemischen Paste die Hornanlagen zerstört, was schwere Verbrennungen oder sogar Blindheit zur Folge haben kann. Die Prozedur ist sehr schmerzhaft und hat potenziell lebensbedrohliche Konsequenzen.8
- Männliche Ziegenjunge werden oft mit Gummiringen oder Klemmen kastriert, was tage-, oft wochenlange Schmerzen und Traumata zur Folge hat, bis das Gewebe der Hoden letztendlich abgestorben ist. Dadurch sind die Tiere auch anfälliger für eine Tetanusinfektion.9
Schlechte Witterungsverhältnisse
- Kaschmirziegen werden oft in äusserst harschen Witterungsverhältnissen gehalten, mit extremen Temperaturen und ohne den nötigen Schutz vor Hitze und Kälte. Alleine in der Mongolei starben zwischen Januar und Mai 2024 mehr als 7,4 Millionen Tiere aufgrund des harten Winters – das sind 11,5 Prozent aller in der Mongolei gehaltenen Nutztiere.10
- Kaschmirziegen sind schier unersättliche Weidetiere. Als Folge der hohen Zahl der Tiere kommt es zur Überweidung, was eine Belastung für die Grünflächen ist. Das wiederum führt zu einer Erschöpfung der Pflanzenarten, die für die Ziegen als Futter lebenswichtig sind.11
Schlachtung
- Die natürliche Lebenserwartung einer Ziege liegt bei ca. zwölf Jahren. In der Kaschmirindustrie werden sie aber viel früher getötet, nämlich sobald sie keine qualitative gute Wolle mehr produzieren.12
- Sehr oft werden die Ziegen ohne adäquate Betäubung bzw. gänzlich ohne Betäubung geschlachtet. Somit müssen sie unvorstellbare Schmerzen und Angst erleben.12

VIER PFOTEN fordert:
- Verbot von tierquälerischen Scher- und Kämmprozessen und von schmerzhaften Verstümmelungen
- Verpflichtende Unterstände/Behausungen für den Schutz vor Wind und Wetter
- Verbesserte Mensch-Tier-Beziehung, um den Stress der Tiere zu minimieren
- Höhere Standards bei Transport und Schlachtung
- Massnahmen gegen Überweidung
Was wir tun
Wir machen auf Missstände hinter der Kaschmirindustrie aufmerksam und arbeiten mit Modeunternehmen zusammen: Wir wollen, dass sie nur ethisch korrekte Produkte anbieten, die für die Tiere kein Leid bedeuten. Wir haben auch schon erfolgreich Initiativen zur Zertifizierung angestossen bzw. gefördert, um das Wohl der Kaschmirziegen zu verbessern.
Mit unserem Wear it Kind Programm haben wir eine weltweite Bewegung geschaffen, mit der Konsumierende, Designer und Modeunternehmen besseres Bedingungen für Tiere, die in der Modeindustrie genutzt werden, fordern.
Was Sie tun können
Vermeiden Sie Kaschmir und setzen Sie statt dessen auf Alternativen wie etwa Viskose und Bambus. Eine Möglichkeit ist es auch, Second Hand Kleidung zu kaufen.
- Mit Ihrem Wear it Kind Versprechen zeigen Sie, dass Sie konsequent zu Mode ohne Tierleid greifen.
- Mit unserem Wear it Kind Einkaufsratgeber erfahren Sie mehr über Alternativen zu Kaschmir und über andere Möglichkeiten, sich auch beim Kleidereinkauf für Tierwohl zu entscheiden.
- Wenn Sie sich dennoch für Kaschmir entscheiden, versichern Sie sich, dass es nach dem the Good Cashmere Standard (GCS) zertifiziert ist. Bedenken Sie aber: Ein Restrisiko für Tierleid bleibt auch mit diesem Standard.
Quellenverweis
2. How conscious is cashmere? The ethical options to wear this winter | London Evening Standard | Evening Standard. [accessed 2024 Jul 12]. https://www.standard.co.uk/lifestyle/fashion/cashmere-jumper-woolly-sustainable-knitwear-conscious-a3994806.html#comments-area
3. Spina M. ANNUAL CASHMERE MARKET REPORT. The Schneider Group. 2019 [accessed 2024 Mar 14]. https://www.gschneider.com/annual-cashmere-market-report/
4. Spina M. ANNUAL CASHMERE MARKET REPORT 2020. The Schneider Group. 2021 [accessed 2024 Jul 15]. https://www.gschneider.com/annual-cashmere-market-report-2020/
5. Harvesting of textile animal fibres. Chapter 4. [accessed 2024 Nov 19]. https://www.fao.org/4/v9384e/v9384e09.htm
6. Stress in Angora Goats. SA Mohair Growers. [accessed 2024 Nov 19]. https://www.angoras.co.za/article/stress-in-angora-goats
7. Interview with FOUR PAWS about the sensitive topic of animal welfare. [accessed 2024 Nov 19]. https://thegoodcashmerestandard.org/interview-four-paws/
8. Hempstead M, Waas J, Stewart M, Sutherland M. Goat kids are not small calves: Species comparisons in relation to disbudding. Animal Welfare. 2020;29(3):293–312. https://doi.org/10.7120/09627286.29.3.293
9. Small Ruminant Castration. [accessed 2024 Nov 20]. https://open.lib.umn.edu/app/uploads/sites/208/2018/11/sm-rumin-castration-web-doc.pdf
10. Power BI Report. [accessed 2024 Nov 19]. https://app.powerbi.com/view?r=eyJrIjoiODIxNzExMzYtNWNjZi00NzUzLTk5MzktZDM2ZTRkOGRkZDllIiwidCI6IjBmOWUzNWRiLTU0NGYtNGY2MC1iZGNjLTVlYTQxNmU2ZGM3MCIsImMiOjh9
11. Wei Y, Zhen L. The dynamics of livestock and its influencing factors on the Mongolian Plateau. Environmental Development. 2020;34:100518. (Resources Use, Ecosystem Restoration and Green Development). https://doi.org/10.1016/j.envdev.2020.100518
12. Cashmere. Collective Fashion Justice. [accessed 2024 Nov 19]. https://www.collectivefashionjustice.org/cashmere