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Lämmer

Schafwolle

Schafe sind komplexe, neugierige und soziale Wesen, die leider oft schlecht behandelt werden

10.5.2024

Auf der ganzen Welt gibt es mehr als 1 Milliarde Schafe.1 Australien ist der grösste Produzent von Wolle für die Bekleidungsindustrie weltweit. Dort werden vor allem Merinoschafe für die Wollproduktion gehalten. Lämmer und Schafe leiden oft unter den Haltungsbedingungen. Teils werden sie ohne Schmerzlinderung verstümmelt oder grob behandelt, wenn sie geschoren werden. Viele der Tiere werden in weitentfernte Zielländer exportiert, wo sie oft grausam geschlachtet werden. Und dann ist da noch die Lämmerverstümmelung (auch bekannt als Mulesing). 

Was ist Lämmerverstümmelung (Mulesing)?

Viele Erzeuger in der australischen Merino-Industrie züchten «faltige Schafe», weil man fälschlicherweise angenommen hat, dass sie grössere Mengen an Wolle produzieren. Leider bieten diese Falten die idealen Bedingungen für Fliegenmadenbefall. Dieser tritt auf, wenn Fliegen ihre Eier in die übermässigen Falten der Schafe ablegen. Die Larven schlüpfen und bohren sich in das Fleisch der Tiere. Vor allem gefährdet ist das Hinterteil der Schafe, wo sich Urin und Fäkalien in den Hautfalten sammeln. Deshalb werden diese Falten während der Prozedur der Lämmerverstümmelung weggeschnitten. Fliegenmadenbefall kann aber auch entlang des Schafkörpers passieren.2

Natürlich möchte niemand – auch nicht die Schafzüchter – dass die Schafe unter der Fliegenmadenkrankheit leiden.

Tausende von australischen Farmern haben bereits grossen Erfolg mit schmerzfreien Lösungen. Aber viele andere greifen auf die grausame und veraltete Praxis der Lämmerverstümmelung zurück. Dabei werden Lämmer, in der Regel im Alter von 2-12 Wochen, auf dem Rücken in einer Metallvorrichtung fixiert. Es werden ihnen mit einer Schere grosse Hautfalten um das Gesäss herum weggeschnitten. Zurück bleibt ein Narbengewebe, das weniger anfällig für Fliegenmadenbefall ist.3

Diese extrem traumatisierende Verstümmelung wird oft ohne adäquate Schmerzlinderung vorgenommen und derzeit bei etwa 70 % der Merinoschafe in Australien durchgeführt.4

Die Lämmer spüren, wie die Schere direkt durch ihr Fleisch schneidet. Der Schmerz hält tagelang an und die Wunde braucht Wochen, um zu heilen. Einige von ihnen sterben auch, was zu der ohnehin schon alarmierend hohen Zahl von Todesfällen bei Lämmern in Australien beiträgt. Zwar ist Australien der grösste Wollproduzent für den globalen Modemarkt, doch die Sterblichkeitsrate bei Lämmern übersteigt den weltweiten Durchschnitt um 10 %, was dazu führt, dass jedes Jahr mehr als 10 Millionen Lämmer verenden. Wir haben diese Erkenntnisse auch den wichtigsten Akteuren mitgeteilt, um Verbesserungen zu fordern.

Was tun wir?

VIER PFOTEN setzt sich für humane Lösungen ein:

  • Verwendung von fliegenstichresistenten Schafrassen, z.B. Schafe mit glattem Körperbau und ohne Hautfalten
  • Verbesserte Haltungspraktiken wie verstärkte Überwachung und Kröpfen (Scheren um den Schwanz und zwischen den Hinterbeinen der Schafe)
  • Der Einsatz von präventiven chemischen Behandlungen

Wir arbeiten direkt mit Landwirten zusammen, wir unterstützen die Entwicklung von Tierschutz-Zertifizierungssystemen, wie z.B. den Responsible Wool Standard, und wir finanzieren die Forschung zu humanen Lösungen. (lesen Sie den Bericht von BG Economics - ‘Towards a Non-Mulesed Future.’)

«Marken und Verbraucher sind ein entscheidender Bestandteil der Lösung. Hunderttausende von Menschen fordern ein Ende der Lämmerverstümmelung und Hunderte von Marken, darunter Hugo Boss, Calvin Klein, Adidas, Kathmandu, Country Road Group und H&M, haben diese Wolle verbannt.  
Die Lämmerverstümmelung ist in Neuseeland verboten worden und VIER PFOTEN wird den Kampf nicht aufgeben, bis es in Australien auch nicht mehr praktiziert wird. Es ist an der Zeit, dass die australische Wollindustrie die Lämmerverstümmelung der Vergangenheit angehören lässt und sich auf die Zukunft vorbereitet», sagt Rebecca Picallo Gil, Leiterin der Wollkampage bei VIER PFOTEN.

«Mulesing wird von vielen Einzelhandelsmarken nicht mehr akzeptiert...wir müssen uns weiterentwickeln, um diesem Stimmungswandel gerecht zu werden.»

Chad Taylor, produziert neu Wolle ohne Lämmerverstümmelung, Central West NSW, Australien 

Jessica Medcalf mit einem Schaf

Jessica Medcalf, Global Corporate Engagement Manager (Textilien) bei VIER PFOTEN mit dem Schaf Henry im «Where Pigs Fly» Tierschutzzentrum 

Was Sie tun können

  • Unterschreiben Sie unsere Petition an Modeunternehmen und die australische Wollindustrie, um Lämmerverstümmelung (Mulesing) ein für alle Mal zu beenden.
  • Ziehen Sie tierfreie Alternativen in Betracht! Lesen Sie mehr in unserem Wear it Kind Ratgeber.
  • Wenn Sie Wolle kaufen wollen, achten Sie darauf, dass sie nach Responsible Wool Standards (RWS), NATIVATM oder ZQ Merino zertifiziert ist.

Quellenverweis

1. Overview of sheep production systems, Stephen T. Morris. DOI:10.1016/B978-0-08-100718-1.00002-9  
2. 
Sheep Flystrike Risk FactorsAustralian Wool Innovation (AWI).  https://www.wool.com/news-events/news/sheep-flystrike-risk-factors/ 
3. Tail 
docking and mulesing, Meat & Livestock Australia. MLA Corporate.  https://www.mla.com.au/research-and-development/animal-health-welfare-and-biosecurity/husbandry/tail-docking-and-mulesing/ 
4. Managing non-
mulesed sheepWA Department of Agriculture.  https://www.agric.wa.gov.au/livestock-parasites/managing-non-mulesed-sheep  

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