Verringerung des Einsatzes von Antibiotika durch Verbessertes Tierwohl
VIER PFOTEN Ratgeber zur Nutztierhaltung
Bis zum Jahr 2050 könnten antimikrobielle Resistenzen, sofern keine Gegenmassnahmen ergriffen werden, für 10 Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich sein und wirtschaftliche Verluste verursachen, die mit jenen der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 vergleichbar sind, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Antimikrobielle Resistenzen (AMR) sind weltweit eine der grössten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit, und die Intensivtierhaltung, die für mehr als 70 % des weltweiten Einsatzes von antimikrobiellen Mitteln verantwortlich ist, treibt diese stille Pandemie voran.
Als Reaktion auf diese Herausforderung erliess die Europäische Kommission neue Rechtsvorschriften, die Massnahmen zur Verringerung des Einsatzes von Antibiotika in der Landwirtschaft vorsehen und den Einsatz von Antibiotika zum Ausgleich von Hygienemängeln, unzureichender Tierhaltung, mangelnder Pflege oder schlechter Betriebsführung verbieten.
Reduzierung von Antibiotika in der Landwirtschaft
Angesichts der Entwicklungen auf EU-Ebene hat VIER PFOTEN gemeinsam mit Veterinär- und Rechtsexperten diesen Leitfaden erstellt. Dieser soll Entscheidungsträger bei der Umsetzung der notwendigen Massnahmen zur Verbesserung des Tierschutzes in europäischen landwirtschaftlichen Betrieben unterstützen, um den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, die Antibiotikaresistenz zu bekämpfen und sich an die neuen EU-Verordnungen anzupassen.
Eine deutliche Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Landwirtschaft ist dringend notwendig und nur möglich, wenn wir die Ursachen für Antibiotikaresistenzen angehen: die Haltungsbedingungen der Tiere und die schiere Grösse der industriellen Landwirtschaft.
In Intensivhaltungsbetrieben werden in grossem Umfang Antibiotika verabreicht, um Krankheiten bei Tieren einzudämmen, die unter Bedingungen leben, in denen sich Krankheiten leicht ausbreiten. Eine artgerechte Haltung sorgt dafür, dass die Tiere gesund sind und ein starkes Immunsystem haben, so dass sie weniger anfällig für Infektionen sind, die eine Behandlung mit Antibiotika erfordern. Dies ist der richtige Weg, um den Einsatz von Antibiotika wirksam zu verringern.
Gleichzeitig kann der Übergang zu einer artgerechten Tierhaltung nur mit einem Wechsel zu einer nachhaltigen, überwiegend pflanzlichen Ernährung einhergehen. Diese entlastet unsere Umwelt vom Druck der intensiven Landwirtschaft und ist für die Abmilderung der Klimakrise von entscheidender Bedeutung.
Um die menschliche Gesundheit zu schützen, müssen wir die Beziehung zwischen Mensch, Tier und Umwelt neu überdenken und verbessern.