warningPlease be careful! If you delete this page, consider that it could be used within an other language version.
Schwein in Massenhaltung

Eingriffe bei Schweinen

Schweine werden an die für die Landwirtschaft günstigen Bedingungen angepasst - mit schlimmen Folgen für ihr Wohl.

25.3.2025

Mastschweine werden mehreren schmerzhaften Eingriffen unterzogen. Diese werden meist ohne Betäubung und Schmerzlinderung durchgeführt. Und wozu? Für mehr Wirtschaftlichkeit und damit billigeres Fleisch.

Schwanzkupieren
Kastration bei männlichen Tieren (ohne Betäubung)
Schlagtätowierung/Schlagstempel
Zähneschleifen/-abkneifen
Nasenkrampen
Ohrmarken
Ferkel wird der Schwanz kupiertMännliches Ferkel wird ohne Betäubung kastriertSchweine in IntensivhaltungFerkel werden die Zähne maschinell geschliffenSchweinenaseSchwein mit Ohrmarke
Mutilations of pigs
1
2
3
4
5
6
Ferkel wird der Schwanz kupiertMännliches Ferkel wird ohne Betäubung kastriertSchweine in IntensivhaltungFerkel werden die Zähne maschinell geschliffenSchweinenaseSchwein mit Ohrmarke

*Globalisierung bedeutet weltweiten Handel – und damit auch Handel mit Tierleid!  Nicht alle grausamen Praktiken werden in jedem Land durchgeführt, da die Rechtslage unterschiedlich ist: Während in einigen Ländern bestimmte Praktiken illegal sind, sind sie in anderen gar nicht geregelt. Dennoch können durch freien Handel im Rahmen der Globalisierung Produkte importiert werden, die aus Haltungssystemen mit viel Tierleid stammen. Ausserhalb Deutschlands müssen die Tiere auch diese Praktiken erleiden.

Schwanzkupieren

  • Zweck: Versuch, die Auswirkungen des Schwanzbeissens zu verringern, das zu Schwanzverletzungen, Entzündungen und Infektionen sowie zu einem Rückgang der Wachstumsrate führt.
  • Verfahren: Mit einem heissen elektrischen Eisen (einem so genannten Kupiereisen) oder einem Skalpell/Messer wird das Schwanzende verbrannt oder abgeschnitten, ohne dass eine Betäubung und (ausreichende) Schmerzlinderung erfolgt. Die Wunde wird nicht nachbehandelt, und die belastende Prozedur hat mehrere negative Folgen, wie akute und chronische Schmerzen sowie den Verlust der Möglichkeit das natürliche Verhalten zu äussern.1
  • Informationen: Schwanzbeissen ist eine Verhaltensstörung bei Schweinen, die durch die Intensivhaltung ausgelöst wird. Würden die Haltungs- und Lebensbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst, wäre das Kupieren der Schwänze überflüssig. Stattdessen werden die intelligenten Schweine auf Vollspaltenböden in einer schlecht strukturierten und kargen Umgebung gehalten, in der sie ihre natürlichen Verhaltensbedürfnisse nicht ausleben können. Es gibt kein Material zum Wühlen, Bearbeiten oder Erkunden, wie z. B. Stroh. Dabei verbringen Schweine unter natürlichen Bedingungen 75 % ihrer Zeit mit Wühlen, Futtersuche und Fressen.2 Diese Verhaltensweisen können in der heutigen Schweinehaltung nicht ausgelebt werden. Folglich leiden die Schweine und lenken ihr Verhalten auf das Beissen in die Schwänze anderer Schweine um.
  • Was muss sich ändern?
    • Die Anreicherung der Umgebung mit Stroh und anderen Fasermaterialien kann das Schwanzbeissen verringern, indem das normale Suchverhalten gefördert wird.3,4
    • Es sollten alternative Haltungssysteme eingesetzt werden, da das Kupieren des Schwanzes das Schwanzbeissen nicht zwangsläufig verhindert.5
    • Auch Ernährungsfaktoren spielen eine Rolle. Geeignete Fütterungssysteme sind erforderlich.
  • VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot des Schwanzkupierens in allen Ländern. Obwohl das routinemässige Kupieren von Ringelschwänzen seit 1994 EU-weit verboten ist, wird es in den meisten Ländern immer noch von einem Grossteil der Schweinebetriebe durchgeführt und von den Behörden geduldet. Das Verbot muss ohne Ausnahmeregelungen gelten, da diese nicht funktionieren und nur dem Missbrauch Tür und Tor öffnen. Angemessene Bedingungen in der Schweinehaltung machen Amputationen von Körperteilen überflüssig. Eine Verbesserung der Lebensbedingungen (z. B. durch mehr Platz, gut strukturierte Buchten, Auslauf, gute Luftqualität und eine geringere Anzahl von Ferkeln pro Sau usw.) würde das Schwanzbeissen und Kämpfen reduzieren oder sogar komplett beenden. Dadurch würden belastende und schmerzhafte Eingriffe wie das Abkneifen der Zähne und das Kupieren der Schwänze überflüssig werden.

Zähneschleifen/Klippen

  • Zweck: Um zu verhindern, dass sich die Ferkel während des Säugens gegenseitig oder das Euter der Sau verletzen.
  • Verfahren: Die Eckzähne werden vom Tierhaltenden in den ersten Lebenstagen abgekniffen (mit einer Zange) oder gekürzt (mit einer elektrischen Schleifmaschine). Dies wird oft routinemässig durchgeführt (alle Schweine eines Wurfes, alle Würfe). Auch wenn der Eingriff nicht schmerzhaft ist, da im Zahnschmelz keine Nerven vorhanden sind, bedeutet er für die Ferkel grossen Stress. Zudem kommt es vor, dass die Zähne zu stark geschnitten oder zu stark abgeschliffen werden, was sehr schmerzhaft ist. Das Klippen der Zähne mit dem Seitenschneider führt ausserdem häufig zu Entzündungen und Infektionen und ist daher in den meisten europäischen Ländern verboten.8
  • Informationen: Wenn Ferkel geboren werden, legen sie eine Zitzenordnung fest - wobei stärkere Ferkel versuchen, die vorderen Zitzen zu besetzen, die tendenziell mehr Milch produzieren. Bei der Herstellung und Aufrechterhaltung dieser Ordnung kann es zu exzessiven Kämpfen kommen, und die scharfen und stacheligen Zähne können andere Ferkel schnell verletzen und Verletzungen an ihren Wangen oder sogar am Euter der Sau verursachen. Das passiert vor allem dann, wenn es zu viele Ferkel gibt oder die Sau aus anderen Gründen nicht genug Milch bekommt (Brustentzündung) - beides ist oft der Fall, denn in der industriellen Landwirtschaft werden Sauen darauf gezüchtet, so viele Ferkel wie möglich zu produzieren, auch wenn das zu Problemen mit untergewichtigen und konkurrierenden Ferkeln führt, die versuchen, genug Milch zum Überleben zu bekommen.
  • VIER PFOTEN fordert: Ein Verbot des Zähne-Abkneifens in allen Ländern. Bei Verletzungen der Ferkel oder der Sau kann ein vorsichtiges Glätten durchgeführt werden. Verbesserung der Lebensbedingungen (z. B. durch mehr Platz, gut strukturierte Buchten, Auslauf, gute Luftqualität und durch Verringerung der Anzahl der Ferkel pro Sau usw.), um Schwanzbeissen und Kämpfe zu vermeiden. Dadurch würden belastende und schmerzhafte Eingriffe wie das Abkneifen der Zähne und das Kupieren der Schwänze überflüssig werden.

Schlagtätowierung/Schlachtstempeln

  • Zweck: Identifizierung und Rückverfolgbarkeit (für den Schlachthof).
  • Verfahren: Bevor die Schweine geschlachtet werden, werden sie mit einem scharfen Nadelwerkzeug auf beiden Seiten des Körpers geschlagen, um eine Tätowierung zu erzeugen. Die scharfen Nadeln sind mit Tinte bedeckt und dringen tief in die Haut des Schweins ein. Dies geschieht ohne Betäubung und Schmerzmittel.
  • VIER PFOTEN fordert: Ein Verbot von Kennzeichnungen, die mit schmerzhaften Verstümmelungen/Eingriffen einhergehen.

Ohrmarken einziehen

  • Zweck: Identifikation
  • Verfahren: 
    • Ohrmarken: Die Ohren werden durchstochen, um Ohrmarken anzubringen.
    • Einkerben der Ohren*: Mit einer Zange wird ein kleines Stück aus den Schweineohren entfernt.
    • Tätowieren: Die Haut des Schweins wird mit einer scharfen Nadel durchstochen, um Tinte unter die Haut zu bringen.
  • Informationen: All diese Methoden fügen dem Schwein Schmerzen9 zu und werden meist ohne Betäubung und Schmerzmittel durchgeführt.
  • VIER PFOTEN fordert:
    Ein Verbot von Kennzeichnungen, die mit schmerzhaften Verstümmelungen/Eingriffen einhergehen

Kastration bei männlichen Tieren (ohne Betäubung)*

  • Zweck: Verhinderung des so genannten «Ebergeruchs» - Uringeruch und/oder Fäkalgeschmack von Schweinefleischprodukten, wenn sie gekocht werden; die Häufigkeit dieses Geruchs ist jedoch ungewiss.6
  • Verfahren: Die Haut der Hoden wird mit einem Skalpell aufgeschnitten, die Hoden werden herausgedrückt und abgeschnitten. Die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung oder eine andere Art der Schmerzlinderung verursacht akute und lang anhaltende Schmerzen, Entzündungen/Infektionen der Wunden sowie viel Stress für die Tiere während der Prozedur und durch die Missachtung ihrer physiologischen (körperlichen) und ethologischen (verhaltensbiologischen) Bedürfnisse.7
  • Informationen: Heutzutage gibt es drei Optionen, die das Leiden der Ferkel während der Kastration unnötig machen und aus Sicht des Tierschutzes akzeptabel sind: Ebermast, Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration, die nicht mit einem schmerzhaften chirurgischen Eingriff verbunden ist) und Kastration durch einen Tierarzt bzw. eine Tierärztin mit Betäubung und multimodaler Schmerzlinderung.
  • VIER PFOTEN fordert: Die Kastration von (männlichen) Schweinen muss von einem Tierarzt bzw. einer Tierärztin unter Narkose und mit multimodaler Schmerzlinderung durchgeführt werden. Alternativen zur Kastration wie Ebermast oder Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration) sollten bevorzugt eingesetzt werden.

Nasenkrampen*

  • Zweck: Verhindert das Wühlen in der Freilandhaltung.
  • Verfahren: Ein Metallring wird mit einer Zange in den oberen Teil der Schweineschnauze eingeführt - ohne Schmerzlinderung. Die Nase eines Schweins ist ein sehr empfindlicher Körperteil. Sie hat mehr Nervenenden als die Fingerspitzen des Menschen, und daher verursachen Nasenkrampen akute und chronische Schmerzen, die das natürliche Verhalten behindern.
  • Informationen: Schweine sind von Natur aus motiviert, nach Wurzeln zu wühlen und sie zu fressen10. Aber auch wenn Schweine das Glück haben, in Freilandhaltung zu leben, sind sie oft nicht in der Lage, dieses natürliches Verhalten auszuleben: Um Bodenschäden durch Freiland-Zuchtsauen zu vermeiden, wird ihnen ein Nasenring eingesetzt. Die Schnauze eines Schweins hat 5.000 Mal mehr Nervenenden als eine menschliche Fingerkuppe, und die Funktion für das Schwein ist ungefähr dieselbe. Sie nutzen ihre Nase, um Futter und Bodenorganismen aufzuspüren und um ihr Sozialverhalten zu fördern. Aufgrund ihres ausgezeichneten Geruchssinns ist die Nase stark durchblutet, sodass jede Entzündung oder Verstümmelung in diesem Bereich mit grossen Beschwerden und lebenslangen Irritationen verbunden ist. Es gibt viele nicht-invasive Alternativen, wie z. B. die Verringerung der Besatzdichte auf der Weide, ein regelmässiger Wechsel der Weide, die Optimierung der Fütterung, die Beschränkung des Zugangs zur Weide, die Bereitstellung spezieller Bereiche zum Wühlen und die Bereitstellung von Zusatzfutter.
  • VIER PFOTEN fordert: Ein Verbot von Nasenringen. Wühlen ist ein natürliches Verhalten von Schweinen und sollte nicht durch einen schmerzhaften Nasenring verhindert werden. Im Gegenteil: Das Verhalten sollte ermöglicht und unterstützt werden.

Forderungen von VIER PFOTEN zu nicht-kurativen Eingriffen bei Schweinen:

  1. Ein generelles Verbot des Schwanzkupierens in allen Ländern. Obwohl das routinemässige Kupieren von Ringelschwänzen seit 1994 EU-weit verboten ist, wird es in den meisten Ländern immer noch von einem Grossteil der Schweinebetriebe durchgeführt und von den Behörden geduldet. Das Verbot muss ohne Ausnahmeregelungen gelten, da diese nicht funktionieren und nur dem Missbrauch Tür und Tor öffnen. Angemessene Bedingungen in der Schweinehaltung machen Amputationen von Körperteilen überflüssig.
  2. Die Kastration von (männlichen) Schweinen muss von einem Tierarzt/einer Tierärztin unter Betäubung und mit multimodaler Schmerzlinderung durchgeführt werden. Vorzugsweise sollten Alternativen zur Kastration wie Ebermast oder Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration) eingesetzt werden.
  3. Ein Verbot des Abkneifens der Zähne in allen Ländern. Bei Verletzungen der Ferkel oder der Sau kann ein vorsichtiges Abschleifen erfolgen.
  4. Verbot von schmerzhaften und verstümmelnden Kennzeichnungsmethoden.
  5. Ein Verbot von Nasenringen. Wühlen ist ein natürliches Verhalten von Schweinen und sollte nicht durch einen schmerzhaften Nasenring verhindert werden. 
  6. Verbesserung der Lebensbedingungen (z. B. durch mehr Platz, gut strukturierte Buchten, Auslauf, gute Luftqualität und durch Verringerung der Anzahl der Ferkel pro Sau usw.), um Schwanzbeissen und Kämpfe zu vermeiden. Dadurch würden belastende und schmerzhafte Eingriffe wie das Abkneifen der Zähne und das Kupieren der Schwänze überflüssig werden.
  7. Es ist wichtig, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern auch die Ursachen zu beseitigen - das Haltungssystem sollte an das Tier angepasst werden, nicht andersherum!
Schweine draussen

Lernen Sie mehr über diese schlauen Tiere


Quellenverweis

1. Sutherland MA, Tucker CB. The long and short of it: A review of tail docking in farm animals. Applied Animal Behaviour Science. 2011;135(3):179–191. doi:10.1016/j.applanim.2011.10.015 
2. Stolba A, Wood-Gush DGM. The behaviour of pigs in a semi-natural environment. Animal Science. 1989;48(2):419–425. doi:10.1017/S0003356100040411 
3. Weerd HAV de, Docking CM, Day JEL, Breuer K, Edwards SA. Effects of species-relevant environmental enrichment on the behaviour and productivity of finishing pigs. Applied Animal Behaviour Science. 2006;99(3):230–247. doi:10.1016/j.applanim.2005.10.014 
4. Lahrmann HP, Hansen CF, D´Eath RB, Busch ME, Nielsen JP, Forkman B. Early intervention with enrichment can prevent tail biting outbreaks in weaner pigs. Livestock Science. 2018;214:272–277. doi:10/gd9wwg 
5. Nannoni E, Valsami T, Sardi L, Martelli G. Tail Docking in Pigs: A Review on its Short- And Long-Term Consequences and Effectiveness in Preventing Tail Biting. Italian Journal of Animal Science. 2014;13(1):3095. doi:10.4081/ijas.2014.3095 
6. Walstra P, Claudi-Magnussen C, Chevillon P, von Seth G, Diestre A, Matthews KR, Homer DB, Bonneau M. An international study on the importance of androstenone and skatole for boar taint: levels of androstenone and skatole by country and season. Livestock Production Science. 1999;62(1):15–28. doi:10.1016/S0301-6226(99)00054-8 
7. Rault J-L, Lay DC, Marchant JN. Castration induced pain in pigs and other livestock. Applied Animal Behaviour Science. 2011;135(3):214–225. (Special Issue: Pain in Farm Animals). doi:10.1016/j.applanim.2011.10.017 
8. Anna R. L. S. Behavioural and physiological consequences of tooth resection in commercial piglets: implications for welfare. 2022 Jun 30 [accessed 2023 Jan 10]. https://era.ed.ac.uk/handle/1842/39259. doi:10.7488/era/2510 
9. Steagall PV, Bustamante H, Johnson CB, Turner PV. Pain management in farm animals: focus on cattle, sheep and pigs. Animals : an Open Access Journal from MDPI. 2021;11(6):1483. doi:10.3390/ani11061483 
10. Stäbler R, Patzkéwitsch D, Reese S, Erhard M, Hartmannsgruber S. Behavior of domestic pigs under near-natural forest conditions with ad libitum supplementary feeding. Journal of Veterinary Behavior. 2022;48:20–35. doi:10.1016/j.jveb.2021.10.011 

Suche