Schafbock Hector
Wie seine Flucht vom Schlachthof sein Leben rettete
Am 04.10.2014 wurde die Polizei über einen kleinen Schafbock informiert, welcher sich in Bischofsheim in der Nähe der Autobahn umhertrieb. Daraufhin bat die Polizei das Tierheim Rüsselsheim um Hilfe.
Zwei Mitarbeiter machten sich auf den Weg zur Autobahn und versuchten, den Bock – sie nannten ihn Hector – einzufangen. Hector war so sehr verstört, dass man sich ihm kaum nähern konnte. Er bewegte sich ständig entlang der Fahrbahn und die anwesende Polizei war angewiesen, ihn bei Gefährdung von Menschenleben, sprich, wenn Hector auf die Autobahn gerannt wäre, zu erschiessen. Eine Anwohnerin bewachte nun den kleinen Bock und war sich mit der Polizei einig, dass alles getan werden sollte, damit er am Leben bleiben durfte.
Hector bei TIERART, 2019
In der nahegelegenen Fasanerie Gross-Gerau gab es ein Betäubungsgewehr und der Leiter der Fasanerie bot direkt seine Hilfe an. Hector wurde betäubt und vorerst in der Fasanerie untergebracht. Nachdem er nun so tapfer um sein Leben gekämpft hatte, wurde beschlossen, für ihn einen Platz zu finden, wo er für immer leben darf. Seit vielen Jahren besteht ein freundschaftlicher Kontakt zwischen dem Tierheim Rüsselsheim und TIERART und so erklärten wir uns sofort bereit, Hector ein Zuhause auf Lebenszeit zu bieten.
Die Polizei hatte mittlerweile anhand der Schlachtmarke den Schafschlachter als offiziellen Halter ermittelt und bedauerlicherweise hatte der Leiter der Fasanerie ohne Rücksprache den kleinen Kerl bereits zurückgegeben. Dies wurde jedoch erst spät abends durch eine E-Mail bekannt.
Was wir erst dann erfahren durften:
Hector kommt ursprünglich aus Bayern, lebte dann im Vogelsbergkreis und wurde am Ende an einen Schafschlachter in der Gegend verkauft. Der kleine wehrhafte Schafbock entkam jedoch vom Hof und entging so gerade noch dem Tod, der für ihn als «Schlachtvieh» nun einmal vorgesehen war.
Die Tierschützer waren nach wie vor wild entschlossen, Hector zu retten. Gleich am nächsten Morgen riefen sie den Schlachter an und glücklicherweise war der Bock noch am Leben. Sie erklärten dem Herrn die Situation, dass für Hector, der so um sein Leben gekämpft hatte, ein guter Platz gefunden sei und dass sie ihn gerne freikaufen wollten.
Der Schlachter sagte zu, den Bock abzugeben. Das Geld wurde von Mitarbeitern des Tierheims Rüsselsheim privat zusammengelegt und so wurde Hector für 150€ erneut befreit.
Im mit Heu und Futter bestückten Tierheimbus trat Hector schliesslich die Reise nach Massweiler an. Hier angekommen wurde er vorübergehend in einem grossen sauberen Stall mit zwei Schafböcken als Gesellschafter für die Nacht untergebracht, da er am nächsten Tag kastriert werden sollte. Der Ausbrecherkönig stemmte jedoch tatsächlich nachts die Stalltür auf und begab sich vergnügt auf die Weide zu der restlichen Herde. Am Morgen musste der kleine Held dann wieder eingefangen werden.
Zwischenzeitlich ist Hector kastriert und geniesst sein neues Leben inmitten unserer Schafherde. Eine wunderbare Geschichte mit Happy End!
Fakten über Hector
- Ich komme aus: Hector war zur Schlachtung vorgesehen, entkam jedoch vom Hof und wurde an einer Autobahn aufgefunden.
- Am liebsten fresse ich: Gras, Blätter und Streuobst auf dem 14 Hektar grossen Gelände von TIERART, auf dem sich alle Schafe frei bewegen können.
- Ich bin: ein Merinoschafbock und gehöre zu den grössten Vertretern in unserer bunt gemischten Herde.
- Das sagen die Tierpfleger über mich: Hector hat durch seine Flucht vom Schlachthof sein eigenes Leben gerettet und enormen Lebenswillen unter Beweis gestellt. Wir freuen uns, ihm einen schönen Platz auf Lebenszeit bieten zu können.